Beziehung

Bedürfnisse, Wünsche und Strategien in der Eltern-Kind-Kommunikation

von Manuela

Welche Rolle spielen Bedürfnisse, Wünsche und Strategien in der Eltern-Kind-Kommunikation

 

Ich behaupte mal, dass eine liebe- und respektvolle Eltern-Kind-Beziehung das ist, was die meisten Eltern im Zusammenleben mit ihren Kindern anstreben. Es impliziert Harmonie im stressigen Familienalltag, ganz egal ob als Patchworkfamilie oder als Eltern eines Einzelkindes. Die grundlegenden Herausforderungen sind bei allen Familienkonstellationen gleich. Was braucht es also, um im stressigen Familienalltag einen kühlen Kopf zu bewahren? Wie bringe ich die Bedürfnisse aller in Einklang, so dass alle zufrieden sind? Wie wird man allen Familienmitgliedern gerecht? Diese Fragen begegnen mir sehr häufig. Eine pauschale Antwort habe ich darauf nicht, aber eine Herangehensweise wie wir gemeinsam zu einer Antwort kommen.

Warum es wichtig ist, sich mit den eigenen Bedürfnissen und denen seiner Kinder auseinanderzusetzen

Den Menschen ist eines gemein, sie alle haben Bedürfnisse. Bedürfnisse sind etwas Universelles, etwas was in allen von uns tief verankert ist. Dazu muss man nicht erst die Maslowsche Bedürfnispyramide studieren, dennoch ist es wichtig sich mit seinen Bedürfnissen und denen seiner Kinder und des Partners/der Partnerin auseinanderzusetzen. Zumindest dann, wenn man den Wunsch nach einer liebe- und respektvollen Eltern-Kind-Beziehung hegt.

Nur wenn wir die Bedürfnisse des anderen kennen und wahrnehmen, ist es möglich adäquat darauf zu reagieren.
Doch wie finde ich nun heraus, was das übergeordnete Bedürfnis meines schreienden Kindes ist?
Dazu möchte ich einmal näher auf die Begrifflichkeiten Wunsch, Strategie und Bedürfnis eingehen und was sie miteinander zu tun haben.

Wir alle haben Bedürfnisse…

Ok, fangen wir nochmal von vorne an.

Wir haben alle die gleichen Bedürfnisse. Nur die Ausprägung dessen und auch die Strategien zur Erfüllung der Bedürfnisse sind unterschiedlich.

Welche Rolle spielen Bedürfnisse, Wünsche und Strategien bei einer Eltern-Kind-Kommunikation

Wenn wir von Bedürfnissen sprechen, dann…

Wenn wir also von Bedürfnissen sprechen, denkt die erschöpfte Mama oder der genervte Papa wahrscheinlich als erstes an Entspannung oder Ruhe.
Sie haben nach den Grundbedürfnissen wie Nahrung oder Atmung einen hohen Stellenwert in Bezug auf die Regeneration, die jeder Mensch in bestimmten Abständen braucht.

Aber auch Selbstverwirklichung, Anerkennung, Humor oder auch Zweisamkeit sind Bedürfnisse. Sie erscheinen nicht weniger wichtig und jeder von uns wird sie bewusst oder unbewusst mal mehr und mal weniger wahrnehmen. Meist treten sie unbewusst in Erscheinung, rufen jedoch oftmals ein bestimmtes Verhalten in uns oder in unseren Kindern hervor. Deshalb ist es von großer Bedeutung unseren Bedürfnissen auf den Grund zu gehen.

Unterschied Bedürfnis, Strategie und Wunsch

Pragmatisch gesehen ist uns klar was Bedürfnisse sind. Von Grundbedürfnissen bis hin zu individuellen Bedürfnissen und der Selbstverwirklichung hat der Psychologe Abraham Maslow sie in vereinfachter Form in Form einer Pyramide dargestellt. In der Praxis können wir sie jedoch nicht immer direkt benennen oder deuten. Warum? Weil wir unterbewusst bereits individuelle Strategien entwickelt haben, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Das heißt wir hegen einen Wunsch nach diesem oder jenen und tun dann etwas Bestimmtes, um uns diesen Wunsch zu erfüllen.

Vielleicht möchte die erschöpfte Mama ein ausgiebiges Schaumbad nehmen und der Papa ein Runde joggen. Obwohl beide das gleiche Bedürfnis nach Entspannung haben, gehen sie es unterschiedlich an.

Das ist die Strategie die jeder von uns verinnerlicht hat, um ein Bedürfnis zu stillen. Ganz gleich ob ihnen bewusst ist, dass sie mit dieser Aktivität das Bedürfnis stillen.

Der Wunsch ist in diesem Bespiel das Schaumbad, das Bedürfnis die Entspannung. Die Strategie hingegen ist „nur“ die konkrete Umsetzung des Wunsches. In diesem Beispiel könnte die Strategie dazu sein, das Kind zuvor zu Bett zu bringen, Wasser einlaufen zu lassen und entspannende Musik einzuschalten, um sich dann dem Schaumbad gänzlich hingeben zu können.

Unterschiedliche Strategien bergen ein Konfliktpotenzial

Das Bedürfnis an sich löst dabei noch keinen Konflikt aus. Die individuelle Strategie zur Erfüllung des Bedürfnisses kann jedoch wie in dem Beispiel sehr unterschiedlich sein. Infolgedessen können genau diese unterschiedlichen Strategien erhebliches Konfliktpotenzial auslösen.

Lass mich das an einem Beispiel näher erläutern:

In einer WG haben zwei Personen das Bedürfnis nach Entspannung. Die eine Person meditiert in völliger Stille um sich zu entspannen. Die andere Person tanzt zu lauter Musik mit der gleichen Intention wie die erste Person. Sie sucht Entspannung. Der Konflikt ist quasi vorprogrammiert.

  • Bedürfnis ⇒ Entspannung
  • Wunsch ⇒ Meditation/Musik
  • Strategie ⇒ ruhige Atmosphäre, etc. /tanzen zu lauter Musik

Das Bedürfnis ist bei beiden Personen die Entspannung. Der Wunsch ist der Lösungsweg zum Bedürfnis, also bei der ersten Person die Meditation. Die Strategie ist die konkrete Umsetzung des Lösungsweges. Bei der ersten Person wäre es somit die ruhige Atmosphäre, bequeme Klamotten, eine Yogamatte und vielleicht noch eine Duftkerze, bei der zweiten Person das Tanzen zur lauten Musik.

Bedürfnisse, Wünsche und Strategien wahrnehmen

Bedürfnisse der Eltern vs. Bedürfnisse der Kinder

Kommen wir auf den Familienalltag zurück. In den vorherigen Absätzen ging es vor allem um die Bedürfnisse von Erwachsenen. Wie sieht es mit den Bedürfnissen der Kinder aus?

  • Kennen wir in allen Situationen die Bedürfnisse unserer Kinder?
  • Welche Bedürfnisse haben unsere Kinder, wenn sie sich um ein Spielzeug streiten?
  • Welche Bedürfnisse hat ein Kind welches ein anderes haut?
  • Wessen Bedürfnis ist es, wenn es abends darum geht sich bettfertig zu machen?
  • Kommen wir als Eltern da unserer Fürsorgepflicht nach, weil wir meinen, dass Kinder um Punkt 20 Uhr ins Bett zu gehen haben oder ist es vielleicht doch eher unser Bedürfnis nach Ruhe nach einem anstrengenden Homeschooling-Tag?

Die Bedürfnisse des anderen sehen und verstehen

Auch wenn wir alle grundlegend die gleichen Bedürfnisse haben, heißt es nicht, dass wir automatisch auch das Bedürfnis des anderen sehen oder verstehen. Denn wir sehen ja erstmal nur die Strategie die jemand umsetzt, ohne zu wissen welches Bedürfnis die Person damit stillen möchte. Insbesondere kleinere Kinder können ihre Bedürfnisse zudem auch noch gar nicht verbal ausdrücken, wir können sie also nicht einfach befragen. Sie bringen ihre Bedürfnisse durch ihre Körpersprache zum Ausdruck. Ein Baby das Hunger hat, schreit. Wir als Eltern haben die Aufgabe das Bedürfnis identifizieren, um damit entsprechend umgehen zu können und im besten Fall auch zu stillen.

Klingt alles erstmal logisch, oder?

Aber wie finde ich nun heraus, was das Bedürfnis meines um sich schlagenden oder schreienden Kindes ist?
Mehr dazu erzähle ich dir in einem extra Artikel, jedoch sei an dieser Stelle bereits angemerkt:

Kinder brauchen Eltern, die feinfühlig auf ihre Bedürfnisse achten und sich selbst darüber nicht vergessen (Nora Imlau)

Tipp:

Finde zuerst heraus ob die Grundbedürfnisse deines Kindes erfüllt sind!

  • Hat das Kind ausreichend gegessen oder getrunken?
  • Hat es ausreichend geschlafen?
  • Ist es von den Gesamteindrücken überfordert?

Einen Schritt nach dem anderen…

Sind sie sicher erfüllt, kann der nächste Schritt erfolgen. Doch wie so oft im Leben gibt es hierfür keine Anleitung, da Kinder, Situationen und auch die Eltern mit keiner anderen Familie 1:1 zu vergleichen sind.

Es gibt viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um die Bedürfnisse des Kindes herauszufinden:

  • Alter des Kindes
  • Tagesablauf
  • Familienkonstellation
  • Exklusive Quality Time mit jeweils einem Elternteil
  • Art und Häufigkeit der Sozialkontakte
  • Persönlichkeit des Kindes
  • Persönlichkeit der Eltern
  • Umgang miteinander
  • Gesundheitszustand des Kindes
Was beeinflusst die Bedürfnisse von Kindern

Bausteine bedürfnisorientierten Miteinanders

Mit dem Wissen, dass Bedürfnisse Motor all unseres Handelns sind, wird klar, dass es die Aufgabe ist, diese zu entdecken, zu erkennen und wertzuschätzen – und vor allem zu achten!

Ein gewaltfreies Miteinander kann also nur bestehen, wenn wir unser gegenüber als Subjekt wahrnehmen und loslassen von Erziehungsgedanken,- methoden und dem dauerthaften Wunsch nach Kontrolle, sondern stattdessen Kinder in ihrem Wachstum begleiten einander mit Respekt begegnen und achtsam zuhören, um die Bedürfnisse zu erkennen.

Wenn auch diesen Weg gehen möchtest, dir hier eine Begleitung wünschst, dann lass gerne einmal dazu sprechen. Hier kannst du direkt einen kostenlosen Kennenlerntermin mit mir ausmachen.