Beziehung
Mama-Bedürfnisse im Fokusvon Manuela
Podcast #12 – Mamabedürfnisse und Mama-Sein – ein Interview mit Helen Aurelius
Es gibt Menschen, die kommen genau im richtigen Zeitpunkt zu einem ins Leben – so wie Helen Aurelius bei mir. Als sie mir das erste mal begegnet ist, war klar: Wir haben beide eine gemeinsame Herzensbotschaft, die es in die Welt zu tragen gilt.
In einem Interview durfte ich mit ihr über das Thema Achtsamkeit und Bedürfnisse im Mutteralltag sprechen. Aber es ging nicht nur um den bedürfnisorientierten Umgang mit unseren Kindern oder die bedürfnisorientierte Erziehung, sondern vielmehr darum was es im Familienalltag und in uns selbst ausmacht, wenn wir als Mütter unsere Bedürfnisse erfühlen und ihnen nachgehen.
Im folgenden Artikel habe ich dir unser Interview zusammengefasst. Du kannst aber auch gerne da gesamte Interview einfach ansehen und dich von Helens Ausstrahlung, Ruhe und Kraft begeistern lassen.
Definition von Bedürfnisorientierung im Umgang mit Kindern
Ok, nochmal von vorne. Was ist eigentlich ein bedürfnisorientierter Umgang oder eine bedürfnisorientierte Erziehung? Der Begriff scheint selbsterklärend zu sein, dennoch möchte ich euch eine kurze Definition dazu geben. Bei der bedürfnisorientierten Erziehung, auch bekannt als Attachment Parenting, geht es vor allem darum die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und zu respektieren.
Grundbedürfnisse wie zum Beispiel Nähe und Hunger zu stillen und eine vertrauens- und liebevolle Bindung zwischen Mutter und Kind aufzubauen. Die Methode geht auf US-amerikanischen Kinderarzt William Sears aus den 1980er Jahren zurück und erfreut sich insbesondere in den letzten Jahren einer immer größeren Beliebtheit. Aber warum sollten wir diese liebevolle und respektvolle Bindung nicht auch zu uns (wieder)aufbauen?
Die Bedürfnisse von Müttern
Helen Aurelius ist Mutter und hat sich auf die Bedürfnisse von Müttern spezialisiert.
Sie ist Hebamme und hat 10 Jahre als freiberufliche Hebamme und zuvor auch mehrjährig im Kreissaal in einer Klinik gearbeitet. So durfte sie intensiv die Bedürfnisse der (werdenden) Mütter aus den unterschiedlichsten Perspektiven kennenlernen. Zugleich hatte sie das Gefühl diesen nicht in dem Maß nachzukommen, wie sie es für richtig hält.
Für fatal hält sie in diesem Zusammenhang die Maßgabe, dass Hebammen nur noch ein sehr kurzes (abrechenbares) Zeitfenster für die Frauen zur Verfügung bekommen. Der Bedarf nach einem Austausch, offene Fragen zu klären und Unsicherheiten auszudrücken ist ihrer Erfahrung nach jedoch sehr groß. Zu groß! Zu groß, um ihn mit der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit gerecht zu werden.
Gerade im Wochenbett, einer Zeit in der die Hormone im Dauertrampolin-Modus sind, unendliche viele neue Eindrücke auf einen einprasseln, eine plötzliche Verantwortung für ein neues Menschenkind bewusst wird und ein kontinuierlicher Schlafmangel sich durch den Alltag zieht. In genau dieser Zeit sollen die frischgebackenen Mamas das Gefühlschaos innerhalb von wenigen Minuten in denen die Hebamme da ist ordnen, um all ihre Fragen loszuwerden. Nebenbei geschieht natürlich auch noch die medizinische Nachsorge und eine Einweisung ins richtige Wickeln, besprechen von Stillproblemen und und und.
Das große Bedürfnis verstehen und verstanden zu werden
Das Bedürfnis nach Austausch endete zudem nicht mit dem letzten Besuch der Hebamme. Häufig kamen Mütter auch später nochmal auf Helen zu, um Fragen zum Geburtsverlauf bzw. zum Verständnis des Geburtsberichts zu stellen. Weitere Fragezeichen und auch Unzufriedenheit tauchten oftmals auch auf, wenn das Kind in die sogenannte Autonomiephase kam (z.B. wenn sich das Kind einfach nicht anziehen will).
Das Gefühl das alte Leben verloren zu haben und nicht mehr selbstbestimmt der eigenen Routine nachzugehen, prägte sich bei der einen anderen Mutter immer weiter aus und negative Gedanken verfestigten sich. Aufgrund des übermäßigen Bedarfes und der nicht zufriedenstellenden Möglichkeit den Frauen im Zuge ihrer Hebammentätigkeit zu unterstützen, bildete sich Helen zur psychologischen Beraterin für Mütter fort. Denn wenn es der Mutter gut geht, dann stehen die Chancen gut, dass es auch dem Rest der Familie an nichts mangelt.
Dies bedeutet vor allem erstmal, als Mutter die eigenen Bedürfnisse zu erfühlen und ihnen im Rahmen des Möglichen nachzugehen.
Drei Möglichkeiten wie du deinen Bedürfnissen gerecht werden kannst
Doch wie bekommt man das unter einem Hut? Der Partner geht arbeiten, die Kinder sind zuhause und wollen beschäftigt werden, einem selbst fallen jedoch die Augen unaufhörlich zu.
Für eine halbe Stunde ins Bett legen ist einfach nicht möglich… oder doch?
- Aber warum nicht zu den Kids ins Bett legen?
- Oder ein Power Nap mit den Kleinen auf dem Schoß?
Das mag sicherlich nicht an jedem Tag möglich sein, aber sicherlich finden sich auch mal ein paar ruhigere Minuten, um einfach mal die Augen für einen Moment zwischen den mit Bauklötzen spielenden Kindern zu schließen.
Vielleicht bist du selbst auch gerade in solch einer Situation? Helen gibt in diesem Interview ganz wundervolle Impulse und Anregungen wie wir als Mamas neben unserer Mutterrolle auch uns selbst gerecht werden können.
Natürlich spielen auch noch weitere Faktoren eine Rolle wie z.B. das Netzwerk (Freunde, Familie, etc.), der individuelle Charakter deines Kindes, das Umfeld, deine eigene Erziehung, dein Charakter, etc.
Die folgenden Beispiele sind Möglichkeiten des Umgangs oder auch Sichtweisen auf die eine oder andere Situation.
Was dein Kind braucht? Dich!
Dein Kind weint nicht um dir den Schlaf zu rauben, sondern weil es keine andere Möglichkeit hat oder sieht sich und das entsprechende Bedürfnis auszudrücken. Es sagt dir mit dem Weinen, dass es etwas braucht. Im Grunde wissen wir das natürlich, aber ist es uns auch immer bewusst? Auch dann wenn wir um 2 Uhr morgens nach einer Stunde Schlaf erneut geweckt werden?
oder
Du brauchst Ruhe, doch dein Kind klammert gerade jetzt mehr als zuvor. Kinder sind feinfühlig, es fühlt, dass es dir nicht gut geht und möchte dir helfen.
Unterscheidung von Bedürfnis oder Wunsch
Dein Kind möchte unbedingt und vor allem jetzt sofort ein Eis. Ist es vielleicht einfach nur hungrig und hat einen Wunsch mit einem Bedürfnis verbunden? Biete deinem Kind eine Alternative an und schaue was passiert. Trial and Error sind erlaubt. (Mehr zur Differenzierung von Bedürfnis, Wunsch und Strategie gibts hier.)
Eigene Bedürfnisse erfühlen
Dein Partner kommt spät von der Arbeit.
Du bist sehr ärgerlich darüber. Warum? Hinterfrage deine Gedanken, reflektiere sie und erfühle dein Bedürfnis. War es das Bedürfnis nach Unterstützung, Ruhe, Zweisamkeit? Finde es heraus!
Bedürfnisse ausdrücken – der Schlüssel zur Verbindung
Unabhängig davon ob es sich um dein Kind oder um dich dreht, gibt es neben den körperlichen Bedürfnissen nach Schlaf, Regeneration und Essen auch psychische Bedürfnisse. Gesehen oder wahrgenommen werden, ist ein wichtiger Schlüsselfaktor um das Gefühl zu bekommen in seinen Bedürfnissen gesehen zu werden.
Das ist natürlich ein rein subjektives Gefühl, nichtsdestotrotz ist es ungeheuer wichtig. Bedürfnisse auszudrücken ist dann der nächste konsequente Schritt, sofern das Gefühl, dass die Bedürfnisse nicht gesehen werden, weiterhin präsent ist.
Helen gibt den Müttern Wege nicht nur den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, sondern auch die eigenen in Einklang mit sich und der Familie zu bringen. Wenn du mehr über Helen Aurelius erfahren möchtest, dann folge ihr gerne auch auf Instagram.