Podcast

Interview

mit Mathias Voelchert

Podcast #43 –  Wenn aus einem Paar Eltern werden. Über Herausforderungen und gelingende Beziehungen in der Elternschaft. Ein Interview mit Mathias Voelchert

    Zu Eltern geboren zu werden, ist eines der wohl größten Abenteuer des Lebens, denn mit einem Kind verändert sich alles: die Paarbeziehung, die eigenen Erwartungen, die verfügbare Zeit. Gleichzeitig werden Paare mit den Rollen von „Vater“ und „Mutter“ und ihren jeweiligen Erziehungsgedanken und -idealen, die in der Paarbeziehung immer wieder zu Konflikten führen, konfrontiert.

    Es ist einer der vielen Herausforderungen, die Teilnehmer*innen zu mir bringen: „Mein*e Partner*in erzieht anders als ich. Was kann ich tun?“

    Genau darum geht es in dem Interview mit Mathias Voelchert.

    Wir sprachen unter anderem

    • über die Rolle des Vaters in der Elternschaft und Paarbeziehung,
    • über unterschiedlichen Haltungen zum Kind,
    • die Auswirkungen von Erziehung und Gehorsam und darüber,
    • wie gelingende Beziehungen in der Familie aufgebaut werden können.

    Mathias Voelchert (1953) ist nicht nur Gründer und Leiter von familylab.de – die familienwerkstatt in Deutschland und von beziehungimwandel.de, sondern auch Betriebswirt, Ausbilder, Praktischer Supervisor, Coach mit systemischer Ausbildung und diversen Weiterbildungen, Autor und seit 1983 selbstständiger Unternehmer.

    Er berät Paare, Familien, Schulen und Unternehmer zum Thema Gleichwürdigkeit und gelingenden Beziehungen, bildet seit Jahren Fachleute zum Thema Beziehungskompetenz in Schulen, Unternehmen und in der Familienberatung weiter und hat viele Jahre mit Jesper Juul eng zusammen gearbeitet.

    Hör unbedingt mal rein in dieses Interview!

    „Vater sein“ in der Paar-Beziehung und Elternschaft: Wo liegen die Herausforderungen?

    Für viele Väter ist es eine Herausforderung, für ihre Kinder wirklich „da zu sein“, emotional Beziehungen aufzubauen und vorzuleben, was Vatersein bedeutet.

    Die Gehorsamskultur steckt uns immer noch in den Knochen, vor allem den Vätern. (Voelchert)

    Dabei ist es ein großer Wunsch, den etwa ein Drittel der „jungen Väter“ heute haben, schätzt Mathias Voelchert.
    Während einerseits die beruflichen Bedingungen (z.B. Homeoffice, Teilzeit) für Männer in Betrieben und Unternehmen geschaffen werden können, werden Paare in ihrer Rolle des Elternseins mit den unterschiedlichen Denkweisen bezüglich Erziehung konfrontiert.

    „Die Gehorsamskultur steckt uns immer noch in den Knochen, vor allem den Vätern“, sagt Mathias Voelchert „weil sie von ihren eigenen Vätern keine Empathie gelernt haben.“

    Erziehungsgedanken haben ausgedient

    Die Auswirkungen der autoritären Erziehung, die mit dem Mittel der Angst Gehorsam einfordert, sind nach wie vor stark in unserer Gesellschaft und im gesellschaftlichen Denken präsent – besonders und gerade beim Thema Erziehung (wie der Erziehungsweg ohne Strafen aussehen kann, findest du hier).

    Dazu gehören fest sitzende Glaubenssätze (hier findest du einige) und Dogmen wie „solange du deine Füße unter meinem Tisch hast, machst du was ich sage“, die bereits im frühen Alter der Kinder auch in Einrichtungen (vom Kindergarten über die Schule) als Begründung für Erziehungsmethoden gelten.

    Wenn Eltern in den ersten Jahren mit ihrem Kind nicht lernen, diese Anpassungsleistung zu bringen, dann verlieren sie Bindung. (Voelchert)

    „Wenn wir die Schulpflicht weg lassen, dann haben wir eine ganz neue Verhandlung. Dann fragen sich die Kinder: Warum sollen wir denn da hin gehen? Das sollte uns doch Spaß machen! Aber das macht es zu 80% nicht.“

    Die Erziehung im Sinne der Objektivierung des Kindes durch Methoden wie Belohnung und Bestrafung, hat ausgedient. Paare dürften sich von der Erziehungsüberzeugungen verabschieden, „weil sie keiner mehr braucht und weil sie schaden – Eltern wie Kind“.

    „Diejenigen, die heute noch autoritäre Gedanken im Gepäck haben, dürfen die anschauen und transformieren. Mit denen kann heute keiner mehr was anfangen“, so Voelchert.

    Familie ist eine Wachstumsveranstaltung und keine Harmonieveranstaltung! (Voelchert)

    Zwei Menschen, zwei Ansichten

    Um einen gemeinsamen, gewaltfreien Weg in der „Erziehung“ gehen zu können, müssen sich Eltern nicht nur von ihren eigenen autoritären Erziehungskonzepten verabschieden und sich vom Druck im Außen (und auch durch die eigenen Erwartungen) lösen, sondern auch ehrlich und authentisch um Hilfe bitten.

    Und vor allem zusammen halten.
    Das bedeutet individuell für die Familie Ziele zu definieren, die dem Wohle aller dienlich sind. Schließlich sei Familie eine Wachstumsveranstaltung, keine Harmonieveranstaltung.

     

    Das gesamte Interview mit Mathias Voelchert kannst du auch hier als Video ansehen:

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