Beziehung

Du bist die Veränderung -alles beginnt bei dir

von Manuela

Unsere Kinder zeigen uns, wer wir sind

Meine große Tochter hatte eine komische „Angewohnheit“ (dachte ich):

  • wenn ihre Schwester ihr etwas wegnahm und sie es wieder haben möchte ODER
  • wenn ihre Schwester sie scheinbar „nicht hörte“, wenn sie angesprochen wird…

Dann wurde mein damaliges Kleinkind sehr italienisch (was ich ja grundsätzlich sehr sympathisch finde…):

Sie fing an zu gestikulieren (mit den Armen zu fuchteln) und schrie beständig den Namen ihrer Schwester – immer lauter…

„Hanna!“
„HANNA!“
„HAAAAANAAAAAAAA!“

Brüllt es dann aus ihr heraus.
Wirklich – brüllen – und zwar so, dass der Kopf rot anlief.

Während ich die beiden so beobachtete, fiel es mir wie Schuppen vor die Augen…

…da war er!

MEIN. MOMENT. DER. ERKENNTNIS.?

Kinder spiegeln – what they see (and feel) is what you get!

Ich kam mir in diesem Augenblick vor wie Marty McFly aus Zurück in die Zukunft. Plötzlich spielten sich so viele Szenen in meinem Kopf ab, wo ich den Namen meiner Tochter schrie, weil sie mich scheinbar nicht hörte. Ja, und das obwohl ich ja wusste, wie es eigentlich besser ging…(so viel zur Schwierigkeit sich selbst zu reflektieren!)

Meine Tochter hatte unterbewusst von mir gelernt, wie man (also ich als Vorbild) Situationen löst, in denen man vom Kommunikationspartner kein Feedback bekommt. Den Namen beständig lauter zu rufen war nämlich meine Technik, wenn unser Kommunikationskanal scheinbar gestört war (linguistische Definition).
Gemäß der Idee: wenn sie nicht reagiert, dann hört sie mich wohl nicht, also rufe ich sie lauter. LAUTER. LAUTER!

 

Alles beginnt bei dir

Weißt du, was nach Einstein die Definition von Wahnsinn ist? Immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

Wie konnte ich also von meiner Tochter erwarten, dass sie respektvoll mit ihrer Schwester umging, wenn ich es in ähnlichen Momenten nicht anders gemacht hatte?

Wenn du dein Handeln, deine Gewohnheiten Tag ein Tag aus immer gleich machst, schwierige Situationen immer „gleich“ löst, wirst du keine Veränderung erfahren.

Gandhi und Einstein vereint bedeutet das:
Es ist der reinste Wahnsinn, wenn ich mir Veränderung wünsche, aber nicht selbst die Veränderung bin.

Es ist der reinste Wahnsinn, wenn ich mir Veränderung wünsche, aber nicht selbst die Veränderung bin

Meine Erkenntnis sagte gleichzeitig auch viel über mich aus. Nämlich, ja natürlich, dass von mir (als Kind) Gehorsam verlangt wurde. Dass es in meiner Kindheit Autoritäten gab, die „Recht hatten“, deren Anweisungen ich Folge leisten „musste“.

Oder kurz: Ich wurde erzogen. 

Wenn du dir also eine gewaltfreie, bedürfnisorientierte Eltern-Kind-Beziehung wünschst, dann beginnt die Reise dorthin bei dir selbst. Es geht darum, dass du dich selbst zu entdeckst, dich selbst verstehst. Auch wenn du es nicht glauben magst, bereits jede kleine Veränderung trägt schon den Keim des Erfolgs in sich.

Aber das ist so anstrengend…

Ja, das stimmt.
Veränderung ist echt unangenehm, anstrengend, ja, manchmal sogar richtig schmerzhaft. Weil plötzlich das, was bisher einfach „funktionierte“ (deine Routine, Gewohnheit) ohne Anstrengung und damit ohne Energieverlust einfach lief.

Und doch ist die Veränderung genau das, was du brauchst, damit du dich weiter entwickeln kannst! 

Wo wären wir nur heute, gäbe es nicht Menschen, die Veränderung schon bewirkt haben (da fallen mir spontan ein: Paracelsus, Edison, Gebrüder Wright, Maria Montessori, Steve Jobs, Malala, Marie Curie, Anne Frank, Astrid Lindgren…um ein paar zu nennen). Früher nannte man sie Spinner, wurden als Ketzer verbrannt oder sogar ans Kreuz genagelt. Das waren alles Menschen, die Träume, Phantasien hatten, …

Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Phantasie des Menschen.(Astrid Lindgren)

Sei du die Veränderung und das Vorbild für dein Kind

Ich möchte dich aufmuntern, Veränderung in deinem Leben zuzulassen, in dem du einfach loslegst, statt in der Defensive (oder ja, in der Opferrolle) zu bleiben und deinem Kind vormachst, „wie es geht“: 

In dem du nur eine klitzekleine Kleinigkeit veränderst. Jetzt. Nicht morgen. JETZT!

1. Wenn du mehr Zeit für dich haben möchtest, dann verändere: nimm dir eine Tätigkeit, die du „normalerweise“ ausführst, und gib sie ab. An die Freundin, die Oma, die Nachbarin oder eben auch deinen Mann. Oder lass es sein, las los von dem, was „perfekt“ sein muss. (Ja, ich weiß wie schwer das ist! Genau deswegen schreibe ich es dir auch!)

2. Wenn dir unwohl ist, wie dein Mann vorhin mit deinem Kind gesprochen hat, dann kneift die Arschbacken zusammen und sprich mit ihm darüber. Danach. In Ruhe. Sag, wie es dir dabei geht, suche Kontakt zu deinem Partner, seinem „Warum“, seinen Bedürfnissen und vielleicht Ängsten.

3. Wenn es dich bedrückt, dass dein Kind in der Schule bei der Probe zu viele Punkte abgezogen bekommen hat, dann verändere dein Verhalten: statt schlucken und glauben, dass du „eh nichts veränderst“ – gehe los, frage nach, lass es dir erklären.

4. Wenn es dich nervt, dass du dein Kind morgens nur rein stresst, damit ihr los kommt, es dir aber selber Bauchschmerzen bereitet, dann verändere was: vielleicht im Außen, vielleicht aber auch eher im Innen -bei dir (frag dich: Warum ist mir das wichtig? Warum genau so in dieser Reihenfolge? Warum zählt meine Stimme mehr?)

5. Wenn du deine Kinder nicht mehr anschreien möchtest, dann verändere im ersten Schritt nur eine Kleinigkeit: lauf zum Kühlschrank und schrei dort hinein, hol dir ein Kissen und boxe darauf, nimm dein Zeitungspapier und zerknülle es so schnell du kannst. Weitere Ideen findest du hier:

Und was mache ich nun beim „Namen-Schreien“? 

Und ohne tiefer auf das Thema „Mein Kind hört mir nicht zu“ einzugehen, ist es der erste Schritt zur Veränderung schon ganz einfach: Fang einfach mal an „es“ anders zu machen.

Willst du angeschrien werden, weil jetzt, gerade jetzt jemand von dir deine volle Aufmerksamkeit möchte, obwohl nicht Gefahr im Verzug ist?

Bestimmt nicht. Denn du bist schließlich ein Mensch, kein Roboter und möchtest als solcher behandelt werde (mehr zur Subjekt- und Objektbeziehung findest du hier).

Die Fähigkeit diesen einen Moment inne zu halten und dir zu überlegen, ob du mit dir selbst oder deinem Partner in diesem Moment auch so umgehen würdest, ist goldwert.

 

Ideen für dein nächste Mal – damit dein Kind von dir lernt:

  1. Du holst Luft zum „Namen-Schreien“ – stoppst aber dann – und atmest erst mal aaalllles wieder aus.
  2. Dann gehst du zu deinem Kind und fragst: „Kann ich dich kurz stören?“
  3. Du wartest die Reaktion ab – und ich wette, dass du stören und dein Anliegen vortragen darfst.

Jeder kleine, neue Versuch „anders“ zu handeln als bisher, es dieses Mal mit den Ergebnissen vom „letzten Mal“ neu zu versuchen, ist ein Schritt zu:

  • der Mama, die du sein willst
  • mehr Verständnis für einander
  • besserem Einfühlungsvermögen für dein Gegenüber
  • einem entspannteren Alltag mit weniger Stress
  • mehr Zeit für den Partner, mehr Zweisamkeit
  • das Leben, das du eigentlich leben willst
  • die Chance, dass sich dein Kind selbst entdecken und voll entfalten kann
  • der Moment, wo sich dein Gegenüber mehr gewertschätzt und geliebt fühlt
  • mehr Achtung vor den Bedürfnissen – vor deinen und vor denen deines Gegenübers
  • mehr Respekt für den Anderen

Es ist die Reise wert.