Gefühle

Kinder anschreien – was du stattdessen tun kannst

von Manuela

5 Alternativen, um deine Kinder NICHT anzuschreien.
– Deine Kinder werden es dir danken –

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Die Zubettgehsituation ist doch wahrlich die größte Herausforderung des Tages. Du bist einfach geschafft und dann kommt noch das große „Zubettgehen“, das dir zum Ende des Tages deine letzte Kraft raubt.

Erst wollen die Kinder nicht mehr selbst die Treppe hochlaufen, während du das Baby im Arm hast und es auch nur dort einschlafen will. Dein Mann schafft es zwischendrin die anderen zwei Kinder ins Bad zu motivieren und fertig zu machen. Doch dann: Kaum sind die Großen im Bett, drehen sie völlig auf!

Sie schaukeln sich gegenseitig hoch, turnen im Bett rum und machen sich gegenseitig wach. Sie schreien und quietschen herum – du weißt, es dauert nicht mehr lange, dann wacht das Baby im Arm auch noch auf. „Pssscht, jetzt hört auf damit! Legt euch hin und seid leise! Jetzt ist Schlafenszeit. Luis, Schluss jetzt!“ Schreist du im Halbflüstern, wirst aber nicht wirklich wahrgenommen. Die Kissen fliegen, dein Baby im Arm fängt an zu weinen….

Deine Geduld ist am Ende und es passiert: Du wirst wütend.

Du schreist in deiner Verzweiflung deine Kinder an und fühlst dich danach schrecklich. Und geändert hat es an der Situation auch nichts…

Wenn man plötzlich nur noch Mama und Papa ist_Anti Wut Strategien

Wenn wir plötzlich nur noch Mama und Papa sind

Viele von uns vergessen, dass wir neben unserem Mama und Papa Dasein auch Menschen sind.

  • Wir haben Stärken, wir haben Schwächen.
  • Wir lachen und wir weinen.
  • Wir haben positive Eigenschaften, wir haben negative Eigenschaften.

Es wird immer wieder passieren, dass wir in gewohnte alte Muster zurückfallen werden. Mir auch! Ich habe geschrien, ich habe geschimpft, ich habe Vorwürfe gemacht, ich habe beschuldigt.

Und mich wie du danach schrecklich gefühlt.
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Was mir geholfen hat, damit umzugehen? Es anders zu machen?
Ich habe die Glaubenssätze, die dahinter stecken, erkannt und die damalige WUT-Situation angenommen:
Den Stress, die eigene Überforderung und Überlastung, die unerfüllten Bedürfnisse in meinem Mama-Alltag gesehen, meine Erwartungen an mich gespürt und vor allem meine eigenen Kausalketten erkannt.

5 Alternativen, um deine Kinder nicht anzuschreien

Wenn wir schreien und sagen, was wir denken, passiert oft eines: Wir machen unsere Gegenüber schuldig für unsere Gefühle. „Wegen dir bin ich sauer“, ist die Botschaft, die dann dein Kind erreicht.

Wir neigen dazu unsere Erziehungsgedanken in Erziehungshandlungen umzusetzen, sprechen schnell „wenn du jetzt nicht, dann…“-Sätze aus und drohen damit unserem Kind mit Bestrafung (oder freundlich ausgesprochen: Konsequenzen). Hauptsache, wir kriegen die Situation, die uns irgendwie abhanden kommt, wieder unter Kontrolle.

Dabei ist ein Miteinander ohne Strafe und voller Respekt für- und zueinander möglich.

Dazu braucht es zu aller erst Strategien, die du vorbeugend in deinen Alltag einbauen kannst, um deine Wut so zu kontrollieren, dass du Herrin bist.

Hier mag ich dir direkt 5 davon vorstellen für Momente, in denen dir die Hutschnur zu reißen droht und solche, die du präventiv gut nutzen kannst.
Weitere 33 Alternativen kannst du dir außerdem kostenfrei Downloaden.

1. Atme laaaaange aus und sprich die ersten Worte, die dir in den Sinn kommen, nur im Kopf

Atme mindestens 3 mal tiiiiiiief durch – und beim Ausatmen krääääftig, laut und stöhnend aus. Vor allem ausatmen ist ganz wichtig – je mehr Luft dabei rausgeht (am besten tönst du noch wie ein Löwe!), umso mehr Anspannung kannst du loslassen. Und dann betrachte die Situation nochmal neu.

Alle Gedanken, die du in dieser Situation am liebten laut rausbrüllen möchtest, behältst du nun in dir und sagst sie im Kopf vor dich hin. Denn die ersten Gedanken, die du zu Worten formen möchtest, sind wahrscheinlich solche, die dein Kind verletzen würden.

2. Spanne deine Muskeln an

Ich weiß – manchmal ist es alles einfach viel. Du bist gefühlt ständig unter Strom, hetzt mit Kindern in den KiGa, dann zur Schule weiter und zum Einkaufen, organisierst Geschenke während 5 offene WhatsApp-Nachrichten beantwortet werden wollen. Du bist gefühlt dauer-angespannt. Dann platzt dir schneller der Kragen! Anspannung wirst du los, wenn du wieder weißt, wie sich Entspannung anfühlt.

Spanne also alle deine Muskeln gleichzeitig an (auch das Gesicht), lasse wieder los und schüttle deinen Körper durch.
Das Gefühl des „Loslassens“ und der „Entspannung“ rufst du dir immer und immer wieder durch Wiederholung dieser Übung ins Gedächtnis. Zum Beispiel wenn du im Auto an der Ampel stehst, beim Einkaufen vor dem Regal, oder während du am Computer deine Bestellungen erledigst. Wenn du dann das nächste Mal wütend bist vor Frust, versuche dieses “Entspannungsgefühl” zu erlangen. Du kannst auch nur deine Gesichtsmuskeln an- und entspannen – dann schaue dir aber unbedingt dabei vor dem Spiegel zu! 😉

3. Schreie… in den Kühlschrank oder ins Klo

Und was, wenn die Wut schon am Ausbrechen ist?
Dann mache genau das: Schreie in den Kühlschrank – und mache ihn dann zu (die Wut wird eingefroren) oder brülle ins Klo – und spüle sie dann herunter.

Deine Kinder werden verdutzt gucken und dir geht es danach besser. Das Beste überhaupt: Du hast niemanden damit verletzt, keine Schuldgefühle erzeugt – denn in der Wut rutschen schnell Worte heraus (laut!), die du später bereust.

Anti Wut Strategien_5 Alternativen um dein Kind nicht anzuschreien

4. Frage deine Kinder…

…warum sie denken, dass du wütend bist. Aber bitte NUR dann, wenn du nicht kurz vorm Explodieren bist!

In meinem Mentoring-Programm „Gemeinsam wachsen: von der Wut zur respekt- und liebevollen Eltern-Kind-Kommunikation“ stelle ich dir den Wut-Vulkan vor, mit dem du dir deine eignen Wutstufen selbst erschließen kannst.

Das Vulkan-Modell ist sehr anschaulich. Vielen Dank für die praktischen Tipps! (Katharina, Teilnehmerin „Gemeinsam wachsen“)

Wenn du schon „ganz oben“, kurz vorm Explodieren bist, ist die Methode „In den Kühlschrank schreien“ geeigneter. Wenn du nur leicht brodelst, aber noch klar denken kannst, dann frag doch mal deine Kinder.

Deinen Kindern würde im Traum nicht einfallen, was dich gerade „stinkig“ macht. Der nächste Schritt zur Auflösung deiner Wut ist, deine Gedanken zu überprüfen.

5. Übe dich in Dankbarkeit

Das wichtigste überhaupt ist die Prävention.

♥ Was kannst du tun, damit du weniger wütend wirst?
♥ Was gibt dir Kraft, Geduld und Gelassenheit?

Es gibt verschiedene, ganz persönliche und individuelle Strategien dafür. Eine die nachweislich hervorragend funktioniert, ist Dankbarkeit (verbunden mit Meditation). Dankbarkeit ist ein positives Gefühl, ein positiver Grundzustand, den du dir durch Übung aneignen kannst.

 Schreibe dir jeden Tag 3 Dinge auf, für die du dankbar bist!

Schreibe zum Beispiel jeden Tag 3 Dinge auf, für die du heute dankbar bist…und ehrlich – dir fallen sicherlich VIEL MEHR, als nur 3 Dinge ein! Falls du jetzt denkst „mache ich morgen“:

Ich weiß, was dich davon abhält, konkret zu üben:

Der Gedanke „es geht ja noch“, „ich funktioniere ja noch“.  Und vor allem die mangelnde Zeit eine neue Routine, sprich Gewohnheit, zu etablieren.
Ich kann dir nur empfehlen, nimm dir Zeit für dich. Jeden Tag ein kleines bisschen. Denn wenn deine Batterien leer sind, kommt die Wut viel schneller an die Oberfläche.

Elternsein ist kein Kinderspiel

Es ist die größte Herausforderung, das größte Wachstum und es ist vor allem die größte Entwicklung am eigenen ICH. Erst seitdem ich zur Mama geboren wurde, lerne ich mich wirklich kennen:

♥ Mit meinen Werten, wie sie in mir sind.
♥ Mit meinen Wünschen, die schon immer da sind.
♥ Mit meiner Kraft, die ich weitergeben möchte.
♥ Mit meiner Geschichte, die ich aufarbeiten darf.
♥ Mit den Visionen, wie ich sie leben möchte.

Mit Zeit. Mit Geduld.

Mutter umarmt Kind

Wir sind alle nur Menschen

Wir sind alle nur Menschen und jedem brennen hin und wieder die Sicherungen durch. Deine Wut in akuten Momenten umzuleiten erfordert Übung. Deshalb verurteile dich nicht, wenn es doch passiert, dass du deine Kinder anschreist.

Du und dein Kind, ihr lernt voneinander. Wichtig ist, dass du weiter übst, dann wird es jedes Mal ein wenig einfacher.

Wenn du dir verbietest wütend zu sein, fühlst du dich noch schuldiger, wenn es doch wieder passiert. Freue dich stattdessen, wenn du die Situation anders gemeistert hast und klopfe dir selbst auf die Schulter. Sei geduldig mit dir.
Erinnere dich selbst auch immer wieder daran, dass Kinder Dinge nicht tun, um dich zu ärgern, sondern um ihre Bedürfnisse auszuleben.