Podcast #16 – Mein Kind will nicht Zähne putzen

So viele Mamas in meinem Gruppenprogramm „Gemeinsam Wachsen“ berichten immer wieder darüber, dass ihr Kind nicht Zähne putzen will. Je nachdem, wie wir damit umgehen, kann diese Situation schnell übergriffig und auch gewaltsam gehändelt werden. Zum Beispiel, indem das Kind festgehalten wird und seine Zähne unter Zwang geputzt werden.

Ich weiß, das passiert mit dem Grundgedanken, dass wir das Beste für unsere Kinder wollen. Ein tränenreiches Ritual und Zähne putzen unter Zwang sind aber kontraproduktiv.

Hier erfährst du, wie dein Kind ohne Streit das Zähneputzen lernen kann. 

Höre dir direkt die ganze Episode an:

Warum will dein Kind nicht Zähne putzen?

Zähneputzen ist wirklich eine Herausforderung.

Dass Kinder das nicht wollen, ist meiner Meinung nach verständlich.

Stell dir mal vor: Da ist irgendwas Komisches im Mund. Das fühlt sich anders an als Besteck und es schmeckt anders und du darfst nicht einfach herunterschlucken, sondern sollst irgendetwas damit tun. Dabei willst du eigentlich erstmal in Ruhe entdecken, was es mit dieser Zahnbürste auf sich hat! Was kann man damit machen, wie fühlt sich das auf der Zunge an, wie kannst du das bewegen und wie schmeckt diese Zahnpaste überhaupt?

So erforschen Kinder. Diesen Schritt nicht zu überspringen und deinem Kind die Zeit zu geben, die es braucht, ist wichtig im Prozess des Zähneputzens.

Reagieren wir mit Gewalt oder Zwang, kann es passieren, dass dein Kind das Zähneputzen dauerhaft komplett verweigert. Auch, wenn du es nur gut meinst. Du selbst würdest dich in der Lage deines Kindes auch nicht wohlfühlen, oder?

Schenke deinem Kind also Zeit, in Ruhe alles auszuprobieren, zu schmecken und zu erforschen.

 

Die Sorge der Eltern

Zähneputzen ist insofern ein heikles Thema, weil viele Eltern mit Gewalt reagieren. Sie sagen beispielsweise: „So, das muss jetzt sein, jetzt kommt die Zahnbürste rein. Und ich halte ich fest, ich sperr dir den Mund auf.“

Die Frage in diesem Zusammenhang, die du dir selbst stellen kannst, sind:
– Welche Ängste habe ich?
– Was glaube ich, was passiert, wenn mein Kind seine Zähne nicht putzt?

Ich möchte dich dazu einladen, dir diese Frage zu stellen. Denn unser Handeln hängt davon ab, welche Gedanken wir haben. Dahinter verbergen sich Glaubenssätze. So wie beispielsweise: „Mein Kind muss zweimal am Tag Zähne putzen und das muss in dieser Weise erfolgen“.

Ich kann das verstehen, wir sind verantwortlich für die Gesundheit unserer Kinder. Aber Zwang ist keine Lösung, sondern bringt Streit und Stress für alle Beteiligten. Fallen die Zähne wirklich aus, wenn man sie wochenlang nicht putzt?

Ich möchte dir Mut machen, gelassener und entspannter zu sein in so einer Situation. Hab Vertrauen in den Prozess und in dein Kind. Es möchte immer kooperieren, das liegt in seiner Natur.

Deine Selbsterkenntnis über deine Ängste und Sorgen und was sie in dir auslösen sind also der erste Schritt in eine entspanntere Situation beim Zähneputzen.

Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht Zähne putzen will?

Lass dein Kind an deinem Prozess des Zähneputzens teilhaben

Kinder lernen, indem sie beobachten. Das geschieht bewusst und unbewusst.

Das heißt, die Sorge, die du darüber hast, dass dein Kind nicht Zähne putzen will und das nicht lernt ist unbegründet. Kinder lernen automatisch, ob wir das wollen oder nicht. Sie lernen ganz viel unterbewusst.

Das Lernen, das Verstehen funktioniert wahnsinnig über Beobachtungen im Alltag, das können wir gar nicht verhindern. Alle Kinder putzen irgendwann Zähne, wenn wir ihnen das tagein, tagaus vorleben.

Erkenne den Entwicklungsstand deines Kindes: Die Autonomiephase

Wenn Kinder nicht Zähne putzen wollen, sind das meistens Kinder, die in der Autonomiephase sind. Sie haben verstanden, dass sie ein eigenes Ich und einen eigenen Willen haben und ein Nein aussprechen können.

Diese Autonomiephase beginnt bei jedem Kind zu einem anderen Zeitpunkt. Meistens irgendwo zwischen eineinhalb und zweieinhalb Jahren. Sie dauert eine ganze Weile an und im Prinzip bleibt sie dann für immer. Denn Autonomie ist ein Grundbedürfnis. Auch wir wollen selbst bestimmen und selbst entscheiden können und fühlen uns eingeschränkt, wenn jemand anders über uns bestimmt.

Aber zurück zu deinem Kind: Kinder dieses Alters können ihre Bedürfnisse noch nicht artikulieren, aber sie spüren sie deutlich. Sie wollen selbst entscheiden, was sie mit ihrem Körper machen. Und das ist gut so! Auch wenn es für euch als Familie eine herausfordernde Zeit ist, diese Entwicklung ist immens wichtig für dein Kind.

Die Eltern bestimmen das Was und die Kinder das Wie.

 

Gehe das Thema spielerisch an

Kinder erreichst du grundsätzlich und auch beim Zähneputzen über das Spiel.

Das heißt, mit dem Kind spielerisch Zähneputzen, mit dem Kind spielerisch Konflikte lösen. So bekommst du echten Zugang zu deinem Kind und ihr kommuniziert gemeinsam.

Wichtig hierbei ist das Loslassen von Kontrolle und Druck.

Wenn du nur danebenstehst und die ganze Zeit darüber meckerst, was alles nicht funktioniert und wie es nicht sein soll, dann kriegt dein Kind auch kein Selbstvertrauen in seine Kompetenz. Es spürt, dass es das nicht richtig machen kann und ist frustriert.

Deshalb: Bleibe gelassen und lass dein Kind z.B. die Zahnpaste lecken. Wenn die fünfmal hintereinander gleich schmeckt, hat dein Kind das auch verstanden. Auch das gehört zum Prozess des Lernens dazu. Mein Hinweis: unbedingt lockerlassen und ein bisschen mehr in dich hineinfühlen.

Ich hoffe, mit diesem Input konnte ich Licht ins Dunkel bringen und deine Perspektive ein wenig erweitern. Wichtig ist, dass du deine Sorgen kennst und deinem Kind den Raum und die Zeit gibst, die es offensichtlich braucht. Auch wenn das bedeutet, dass die Zähne eine Weile nicht blitzsauber sind.

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