Alltag
Zähneputzen im Familienalltag - miteinander statt gegeneinandervon Manuela
Warum gewaltfrei Zähne putzen ein Muss ist – und 30 Tipps zur Umsetzung
Ich bin im Bett. An meinen Füßen liegt die Wärmflasche, die mir meine Oma immer schon vorher ins Bett legte, damit es schön warm ist, wenn ich dann komme (heute erst verstehe ich die Liebe in dieser Geste!).
Die Treppenstufen knarzen. Knarz – knarz – knarz.
„Oh nein, ich mag nicht!“ Höre ich mich im Kopf schreien. „Ich will nicht mehr aufstehen. Ich bin sooo müde…und es ist so schön warm hier…Ich tu so, als ob ich schlafe.“
Knarz – knarz – knarz.
„Habt ihr die Zähne geputzt?“ ruft mein Opa. Er schaut ins Zimmer. „Hopp, raus, Zähneputzen.“
Ich tu so, als ob ich schlafe. „Du schläfst noch gar nicht“, sagt er. „Komm, hauch mich mal an. Hast du die Zähne geputzt?“
Bevor ich überhaupt etwas sagen kann, fliegt meine angewärmt Bettdecke in die Luft, begleitet mit einem Pfeiffen. „Raus. Los.“ Ich hab’s gehasst. Diesen Machtkampf, den ich regelmäßig verlor.
Ich quälte mich raus, sprang ins Bad, machte irgendwie „Wischi-Wischi-Putzen“. Die Fliesen waren kalt an meinen Füßen, meine Beine weich. Ins Becken gespotzt, gespült und zurück ins Bett gerannt.
„Man ey.“ Dachte ich mir und schlief ein.
Scheiß Zähne putzen!
Das tägliche Drama die Zähne zu putzen
Zähneputzen war ein Thema in meiner Familie. Und obwohl ich mich überhaupt nicht erinnern kann, dass meine Eltern irgendwie ein Drama daraus gemacht hätten – mein Opa tat es.
Wir, mein Bruder und ich, mussten. Ohne Widerworte.
Da flog auch mal die Bettdecke hoch. (Bis ich lernte mich wirklich schlafen zu stellen. Der Trick war, die Augen einfach zu zulegen und nicht zusammen zuzukneifen ;)).
Jahrzehnte später bin ich Mama und ebenso mit dem Thema konfrontiert.
Einerseits mit meinen Erfahrungen dazu, andererseits mit den Erfahrungen meines Mannes dazu.
- Ja, muss ‚man‘ jeden Tag Zähne putzen?
- Oder eigentlich am Besten nach jedem Essen?
- Und auch, wenn mein Kind nur gestillt wird?
- Welche Zahnbürste und welche Zahnpasta? Mit oder ohne Fluorid (und was ist das eigentlich?)
- Und manche putzen direkt nach dem Aufstehen…ohne vorher gegessen haben…braucht’s das?
- Wie geht Zähne putzen richtig? Bewege ich die elektrische Zahnbürste oder nicht? Die Essensreste mit der Bürste raus schrubben oder „rausschieben“?
- Wie und wann putzen wir die Zähne der Kinder oder putzen sie selbst?
Ich kann dir verraten: Da gibt es einiges, was wir glauben (und nicht wissen) und denken zu wissen. Da gibt es Ratschläge von Eltern, Geschwistern, deinem Partner und deinem Zahnarzt (und der Nächste sagt dir wieder was anderes).
Wie man aus einem Alltagsthema eine ganze Wissenschaft machen kann – spätestens hier wird es dir klar.
Wären dann all diese Fragen geklärt…taucht die größte Frage aus:
Und was, wenn dein Kind nicht Zähneputzen will?
Dein Dilemma: Dein Kind will nicht Zähne putzen
Tja und jetzt?
Jetzt steckst du mitten im Dilemma. Einerseits siehst du dich in der Verantwortung, für die Gesundheit deines Kindes zu sorgen. Andererseits fühlst du und fragst dich heimlich, wie es um die psychische Gesundheit deines Kindes steht, wenn du „derart“ vorgehst. Wie auch immer: es passt dir gar nicht so! Du bist mit dieser Situation überfordert, hilflos, eingeengt, unzufrieden.
So berichten mir auch Mamas in einem Q&A meines Online-Kurses „Gemeinsam wachsen: Von der Wut zur respekt- und liebevollen Eltern-Kind-Kommunikation“ :
„Mein Sohn (2) bockt seit einer Woche beim Zähneputzen. Hat bisher immer super geklappt, aber jetzt macht er seinen Mund nicht mehr auf. […] Ich muss ihn dann hoch nehmen und festhalten, natürlich fängt er dann das Heulen an (dann ist zumindest der Mund offen), aber er soll ja Zähneputzen als etwas Positives sehen…“
Und auch:
„Das ist bei unserer Tochter (sie wird im Sommer 3 Jahre) seit Monaten immer wieder ein Thema. Wir haben sie oft zu zweit festgehalten, weil sie keine Zähne putzen wollte und sich mit Händen und Füßen gewehrt hat. Wie kann ich mich in so einer Situation ohne Gewalt verhalten?“
Zähne putzen durch Anwendung von Gewalt
Klar, das, was du bisher gemacht hast, widerstrebt dir. Dazu gehören inkl. aller möglichen Varianten:
- Festhalten, alleine oder zu zwei
- Zahnbürste beim weinenden und wütenden Kind gewaltvoll reinschieben
- Die Zahnbürste durch die aufeinander gepressten Lippen in den Mund rammen
- Negierung der Gefühle des Kindes: „Stell dich nicht so an.“
- Drohungen, die Angst und damit Gehorsam erzeugen: „Wenn du nicht Zähneputzt, dann bekommst du eben keine Schokolade mehr zu Essen.“
Oder: „Wenn du jetzt nicht Zähne putzt, dann geh ich mit dir nicht ins Bett und du schläfst allein“
Zähneputzen, Mundhygiene, Körperhygiene – das ist alles wichtig. Gar keine Frage.
Nur: Um welchen Preis? Daher mag ich dir die Gegenfragen stellen und dich zur Fremdempathie einladen:
- Würdest du es zulassen, dass ein Erwachsener so mit dir umgeht?
- Wie geht es denn dann deinem Kind dabei, wenn es festgehalten und der Mund ‚aufgesperrt‘ wird?
Was also treibt dich „so zu handeln“? Was treibt dich, dass du diesen Eltern-Kind-Konflikt in jedem Fall gewinnen willst?
Grundsätzlich gilt: Immer wenn du merkst, dass die Wut in dir hoch kommt, versuche erst einmal anders zu reagieren. Denn mit dieser Emotion hast du keinen klaren Kopf, kannst nicht mehr denken. 33 Wege, wie du dich wieder erden kannst, habe ich für dich hier zusammen geschrieben:
Aber die Zähne müssen doch geputzt werden!
Nun ja, ja? Müssen?
Ich würde dich da direkt einladen wollen, einmal über das Thema detailliert nachzudenken und bewusst auf deine Bilder im Kopf zu gucken.
- Welche Glaubenssätze sind da? So etwas wie „Sonst lernt es das nicht“ oder „wenn ich das jetzt zulasse, dann will mein Kind das immer so haben?“
- Was sagen denn deine Gedanken? Was passiert denn in deinem Kopf, wenn dein Kind heute nicht putzen würde. Und morgen nicht… und sagen wir, es würde wochenlang keine Zähne putzen. Was würde denn dann passieren? Und bist du dir sicher, dass das so Eintritt, was du dir da im Kopf ausmalst?
Zum Beispiel, dass alle Zähne kaputt werden, weil es nie mehr putzt? - Und gleichzeitig dazu: Welche Erfahrungen hast du beim Zähneputzen gemacht? Welche Bilder, wenn du nicht putzt, hat man dir „in den Kopf gesetzt“?
- Welches Bedürfnis steckt in dir drin, wenn du es rechtfertigen kannst, dein Kind gewaltvoll die Zähne zu putzen?
- Was lernt dein Kind über dich und sich selbst, wenn du es gewaltvoll festhältst und das Putzen erzwingst?
Deine Gedanken bestimmen dein Handeln!
Und in all deinen Gedanken verlierst du ganz den Blick darauf, was ist. Und du verlierst in diesem Moment deine Fähigkeit genau hinzuschauen, dich in dein Kind einzufühlen.
„Hinter vieler, wenn nicht aller Gewalt – ob verbal, psychologisch oder physisch, ob unter Familienangehörigen, Stämmen oder Nationen – steht eine Art des Denkens, die die Ursache eines Konflikts dem Fehlverhalten des Gegners zuschreibt. Dazu gehört auch eine Unfähigkeit, über sich selbst oder andere in Worten von Verletzlichkeit zu denken – was jemand vielleicht fühlt, befürchtet, ersehnt, vermisst usw.“ (Rosenberg 2016: 31)
Dein erster Schritt ist also, deine Gedanken zu prüfen. Muss du/man/er/sie wirklich? Du hast immer die Wahl!
Warum dein Kind keine Zähne putzen will
Gut, jetzt kennst du deine Gedanken. Und weißt aber immer noch nicht, warum dein Kind einfach nicht Zähne putzen will.
An dieser Stelle mag ich dich direkt beglückwünschen. Denn: Du hast ein ganz wunderbares, gesundes Kind, das zurecht laut aufschreit.
Es sagt dir: „Hey, was machst du da? Hörst du mich nicht? Ich will heute einfach nicht! Es ist mir unangenehm. Ich bin müde. Nein.“
Weil: Dein Kind (in der Autonomiephase und überhaupt!) ein großes Bedürfnis nach Selbstbestimmung hat und auf keinen Fall möchte, dass seine/ihre Integrität und Würde verletzt wird.
Mit „Integrität“ meine ich jenen Begriff, der „für die psychische und physische Existenz des Kindes; also für seine Selbstständigkeit, Grenzen, Unverletzbarkeit, Eigenart, „Ich“-Identität.“ steht. (Juul)
Wenn du also über es bestimmst, entfernst du dich von der Subjekt-Subjekt-Beziehung, die du eigentlich erreichen willst.
- Dein Kind wird sich daraufhin wehren.
- Es wird alle seinen möglichen Mittel und Strategien nutzen, um dir das zu zeigen.
- Es wird weinen, wütend werden, wegrennen – es sagt dir damit ganz laut, dass du seine persönliche Grenze bereits übertreten hast!
- Es versteht, dass seine Bedürfnisse nicht so wichtig sind wie deine und dass es sich damit dir unterordnen muss
Wenn das häufig passiert und dein Kind aufgrund deines Machtmissbrauchs irgendwann „kooperiert“, dann hat es seine Integrität aufgegeben, weil es TROTZ jedem Hinweis absolut machtlos gegen dich ist.
Es wird nicht nur objektiviert, sondern auch zu einem echten Opfer. Vielleicht wird dein Kind zukünftig Verantwortung für es selbst abgeben, statt übernehmen.
„Gehorsam ist nicht Respekt, sondern eine Manifestation von Angst, vermischt mit Groll.“ (Arno Gruen)
"Zähneputzen ist kein Problem mehr"
Respekt, Würde und Integrität auch beim Zähne putzen
Kinder haben das Recht mitzusprechen, besonders und gerade dann wenn es um ihren Körper geht! (Denk doch mal an die #metoo Debatte, gerade Mädchen brauchen aktiv unsere Hilfe für sich und ihre Körper einzustehen und ein lautes „Nein“ zu brüllen!)
Ja, das ganze Procedere am Abend ist anstrengend.
Und paradoxerweise ist es der Moment des Tages, wo es in Familien noch eine Latte an Dingen „abzuarbeiten“ gilt.
Vom Aufräumen, für den nächsten Tag packen und vorbereiten, die ganzen Badzimmer-Rituale, obwohl alle schon müde sind! (Auch hier die Einladung: Was von all den To Dos kannst du abends lassen und auf den Morgen verschieben?)
Am Abend also noch den klaren Kopf bewahren – das ist echt eine Aufgabe!
Auch beim Zähneputzen gilt für mich, dass ich das Gesicht des Menschen vor mir wahre. Dass ich seine Meinung, Bedürfnisse respektiere und würdige. Und mit Vorsicht und Rücksicht vorgehe.
Denn natürlich weiß ich ‚mehr‘, habe eigene Erfahrungen. Und genau deswegen ist meine Aufgabe, mit meinem Wirken und Handeln behutsam umzugehen, immer auch den Entwicklungsstand meines Kindes sowie das Hauptthema mit im Blick zu haben: die Liebe.
Kinder wollen ihren Eltern gegenüber immer kooperieren. Es ist für sie unerträglich, wenn sie von den Menschen, von deren Liebe sie abhängig sind, zur Zusammenarbeit gezwungen und dazu manipuliert werden.
Gewaltfrei Zähne putzen – so kann’s gehen!
Eins ist klar: Wenn Wünsche und Bedürfnisse gegensätzlich sind, befindest du dich in einem Konflikt.
Und im Konflikt braucht es immer den Dialog.
Hier habe ich ein paar Hinweise, die sich als sehr wertvoll erwiesen haben:
6 Fakten, die du berücksichtigen darfst
1. Zögere das Ganze nicht so lange raus, bis dein Kind einfach nur noch müde ist. Meine eigene Erfahrung. Ich erinnere mich an meine weichen Beine, die nicht mehr stehen konnten…UND DANN NOCH Zähneputzen! Lässt sich eure „Abendroutine“ verschlanken? Zeitlich anders strukturieren?
2. Schenke deinem Kind Vertrauen! Hab Vertrauen in die kindliche Entwicklung!
3. Schütze die Würde deines Kindes in dem du ihm/ihr ZEIT gibst seine/ihre Position und damit ein „Ja“ zu finden: Du kannst z.B. auch einfach mal den Raum verlassen und sag, dass du im Bett auf dein Kind wartest. Weil du weißt (Vertrauen), dass es Zähneputzen wird. OHNE zu Kontrollieren, ob es das gemacht hat!
4. Sei ein Vorbild. Wenn dein Kind dich und alle weiteren Familienmitglieder jeden Tag zig Mal Zähneputzen sieht, glaubst du dann wirklich, dass es wochenlang keine Zähneputzen wird? Nein, das wird nicht der Fall sein. Wir sind Menschen. Soziale Wesen. Wir wollen Teil der Gemeinschaft sein und gerade Kinder wollen eins ganz und gar nicht: Andersartigkeit.
5. Hab Geduld – vor allem mit dir.
6. Die Sprache der Kind ist das Spiel. Egal in welcher Situation du dein Kind „erreichen“ willst, du schaffst es am ehesten durch deine Anwesenheit im Spiel miteinander. Und hiermit greift deine Führung!
Sei flexibel, fürsorglich, dialogbasiert, empathisch
Jetzt hab ich’s doch gesagt: Führung. Das, was du fühlst, wenn du von „Verantwortung für Gesundheit“ sprichst, richtig?
Mir geht es bei „Führung“ nicht um das, was du erlebt hast: „Einer sagt was, der andere führt aus.“
All das im Sinne von Autorität mit Macht, Drohung und Gehorsam.
Ja, Kinder brauchen „Führung“ – aber im Sinne von
- Halt, links und rechts
- Unterstützung auf dem Lebensweg (Mein Mann beschrieb bildlich: Eltern sind der Kabelkanal, darin kann sich das Kabel ganz frei bewegen, aber der Kanal gibt die Richtung vor. ??)
- Jemanden, der sie anleitet,
- Jemand, der mit der Lebenserfahrung, dem Überblick vorausdenken kann
- Jemand der bereit ist, in der „Führungsrolle“ flexibel, fürsorglich, dialogbasiert, empathisch zu sein.⠀
- Den anderen mit seinen Grenzen, seinem persönlichen Wesen, seinen Wünschen annimmt.
Und genau auf dieser Basis haben meine Teilnehmerinnen meines Online-Kurses „Gemeinsam wachsen: Von der Wut zur respekt- und liebevollen Eltern-Kind-Kommunikation“, die u.a. anhand dieser Alltagssituation gelernt haben, wie sie mit ihrem Kind authentisch und gleichwürdig in ihren persönlichen Alltagskonflikten sprechen können, spielerische, kreative Ideen für gewaltfreies Zähneputzen gesammelt.
30 Kreative und spielerische Ideen für gewaltfreies Zähneputzen
Wenn also Führung und Beziehung ein Thema ist und du gleichzeitig dein Kind am Besten spielerisch erreichst, dann gibt es hier verschiedene Möglichkeiten, dein Kind vorzubereiten und den Übergang zu erleichtern, und durch seine Auswahl dieser Möglichkeiten selbstbestimmt entscheiden zu lassen, wie die „Zähneputz-Situation“ heute gestaltet werden kann.
- Die Geschichten von Karius und Baktus für mehr Verständnis
- Ein Zahnputzlied, zu dem wir auch mal im Stand nur mit der Hüfte die passenden Bewegungen machen
- Zahnmonster wegputzen. Es gibt auch ein schönes Video mit Feli und Floh dazu…
- Das Lieblingskuscheltier, der sprechende Waschlappen oder die sprechende Zahnbürste (sehr hungrig auf Essensreste) putzen
- Elektrische Zahnbürste statt Handbürste, im Wechsel oder durcheinander
- Zahnputzversteckenspielen
- Fragen, wer putzen darf? (Selber oder Mama, Papa, Bruder, Schwester, Tier, Waschlappen…)
- Gemeinsam putzen
- Gleichzeitig gegenseitig putzen
- Mit besonders viel Quatsch und Spaß dabei (mal die Elektrische Bürste an der eigenen (Mama/Papa)Nase putzen lassen
- Lieder singen dabei und lachen, weil es sich komisch anhört
- Zum Fenster heraus gucken und beobachten, was man alles sieht
- Lebensmittelfarbe auf die Zahnpasta und bunten Schaum im Mund anschauen, mit weißem Schaum nochmal nachputzen (oder auch nicht)
- Waschbecken währenddessen mit Wasser füllen und Schwimmente schwimmen lassen
- Buch lesen während des Putzens
- Zahnkrokodil (u.a. auch vorab gemeinsam basteln)
- Auswahl von Zahnbürsten- und pasten: Selbst aussuchen lassen („heute blau“) oder die Bürsten und Pasten konkurrieren miteinander, wer heute darf
- Die „Grüffelogrütze“(Aufhänger: Grüffelo, der scheußliche Zähne hat) thematisieren
- Als putzende Mama oder Papa die Monster wegschrubben und dabei die Bakterien anschnauzen („Was??? Seid Ihr denn verrückt? Macht ihr etwa die Zähne von X kaputt? Euch zeig ich es jetzt!“)
- Auf dem Boden liegend, Kopf auf dem Schoß, Auf dem Klo liegend mit Kopf auf dem Schoß, Eltern davor auf einem Hocker
- Die Zähne gar nicht putzen, sondern „kitzeln“
- Fahrzeuge fahren bzw. putzen die Zähne mit entsprechendem Geräusch
- Der Bär von der Zahnpasta oder auf der Zahnbürste spricht zum Kind
- Elternteil singt ein Lied mit viel „A“, alle singen mit und bei „A“ darf Elternteil putzen, bis zum nächsten „A“-Takt
- Kind zählt bis 10 / 15 / 20, bis einer putzen darf oder das Putzen vorbei ist
- Aufzählen, welches Essen die Zahnbürste schon verjagt hat und das Kind fragen, was noch fehlt…(hilft beim Erinnern Üben!)
- Den Ort des Zähneputzens das Kind aussuchen lassen (vielleicht lieber im Bett?)
- Nur einen Teil der Zähneputzen und sagen, dass die Zahnbürste nicht so viel Hunger hat heute…und die Reaktion abwarten
- Tanzen beim Putzen
- Wir entdecken unseren Körper (Selbstfürsorge) gemeinsam. Was ist da in meinem Mund? Wie viele Zähne hab ich eigentlich? Wie schaut es da aus? Was macht die Zunge und warum schäumt es eigentlich?
Und wenn heute nichts davon geht.
Dann einfach nicht putzen!
DAS IST MIR ABER VIEL ZU ANSTRENGEND, MANUELA!
Ist es das? Wirklich? Schau nochmal nach oben zu meinen sechs wertvollen Hinweisen.
Und ja, vielleicht ist es ungewohnt für dich. Gerade „spielerisch“ und kreativ zu sein haben wir Erwachsene peu à peu verlernt (bzw. ist uns „abtrainiert worden“).
Du hast die Wahl.
Du kannst dich für eine gewaltvolle, autoritäre Variante oder für eine friedliche,bedürfnisorientierte, gleichwürdige Variante entscheiden.
Die gewaltvolle Variante kennst du bereits.
Und hier sagt dir BGB § 1631 (2) eindeutig: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“
Gewaltfreie „Erziehung“ ist demnach
- OHNE Machtmissbrauch
- OHNE Anwendung von physischer Gewalt (schlagen, zerren, drücken, ziehen, festhalten) -und-
- OHNE Anwendung von psychischer Gewalt, d.h. OHNE (verbale) Manipulation, OHNE (verbale) Bestrafung (und Belohnung).
Und, was willst du?
Wie wir Zähne putzen?
Klar willst du jetzt meine Story wissen.
Ja, da hab ich geguckt, als meine große Tochter „plötzlich“ mit 1,5-2 Jahren den Kopf schüttelte, als ich mit der Zahnbürste kam.
HUCH, da ist ja jemand mit Persönlichkeit!
Und HUCH, ist das ein Problem für mich?
Ja, ich bin durch all die obigen Fragen durchgegangen.
- Warum „beharre“ ich vielleicht darauf?
- Was ist meine eigene Geschichte, Erfahrung, Gefühle dazu?
- Wovor habe ich Angst?
Als meine große Tochter das erste Mal wirklich nicht putzen wollte, hatte ich Angst.
Nicht vor Karies, sondern davor „Fehler zu machen“ als Mutter.
Angst davor, „Verantwortung“ und vor allem Kontrolle abzugeben, nicht „zu führen“. Da kam die tiefe innere Stimme „man muss doch aber“ und „was ist, wenn…“ und „sie muss doch lernen, dass…“?
All die unnötigen Glaubenssätze, die unterbewusst da und plötzlich ganz laut sind.
Ja, das war unangenehm. Es ist immer unangenehm, wenn wir plötzlich nicht mehr auf den anderen gucken, sondern auf uns selbst.
5 Tage lange hat sie nicht geputzt (und es wurde mir eng um die Brust).
Und dann, am sechsten Tag…natürlich putzte sie! Sie sah es ja auch nicht anders!
Ich fragte sie dann, ob ich auch mal „darf“: Und putze gefühlt 10 Minuten – ich hab nie wieder so gründlich Zähne geputzt.
Ja, Zähne putzen ist kein Thema bei uns.
Meine Kinder (lassen) putzen (spielerisch), es gehört zu unserem Ablauf morgens und abends dazu.
Und manchmal vergesse ich es auch morgens (bei meinen Kindern, zumal auch bei mir selbst – plötzlich ist es Mittag!), v.a. wenn es stressig ist. Dann putzen wir mittags (wenn ich dann überhaupt dran denke) oder erst wieder abends.
Wenn ein Kind mal nicht will? Wenn ich keine Kraft und Energie mehr habe?
Dann putzen wir halt heute nicht.
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