#Alltagstalkdonts

Sprache ist Bindung

von Manuela

„Ist doch nichts passiert!“

Es ist Alltag – dein Kind weint, ist traurig, unzufrieden.
ÄCHZT.

  • Dein Kind stürzt, tut sich weh.
  • Der Legoturm wurde vom Bruder versehentlich angerempelt und ist eingestürzt.
  • Die Banane ist gebrochen.
  • Am Wasserspielplatz dreht einer den Hahn auf, dein Kind wird nass gespritzt und weint.
  • Die Abfrage in der Schule kam unvorbereitet und dein Kind hat „eine schlechte Note“ bekommen.
  • Beim Schlittenfahren ist dein Kind ausgerutscht und erschrocken.

Die Liste ginge noch all so weiter.

„Ist doch nichts passiert.“

Das ist der elterliche Versuch zu tröstenWir wollen sagen, dass wir es gar nicht so schlimm finden.
Dass es für uns „harmlos“ ist und wollen damit signalisieren, dass sich das Kind nicht sorgen müsste.

Und doch ist genau das eine sogenannte Kommunikationssperre.
Ein „gut gemeint“ – und doch eine nicht-empathische Reaktion.

So blöd, dass dieser Schuss nach hinten los geht. Denn in der Kommunikation ist immer und immer die Frage:

Was bedeutet das, was ich sage, für den Anderen? Was hört, versteht und schlussfolgert dann der Empfänger?

Das Zauberwort ist Empathie

Denn statt getröstet zu werden, denkt sich das Kind:
„Siehst du mich denn nicht? Siehst du nicht, dass es für mich schlimm ist?“

Mit „ist doch nichts passiert“ reden wir den Schmerz klein.
Wir fühlen uns in diesem Moment damit NICHT in den anderen ein.

Das Kind, in der neurologischen Entwicklung, fühlt sich nicht wahrgenommen und denkt „Wenn ‚nichts passiert‘ ist, dann stimmt wohl was mit mir nicht! Was stimmt nur mit mir nicht? Mit Mama und Papa bin ich ‚eins‘, sie wissen, was los ist. Also ist etwas falsch an mir.“⠀

Denn es ist eben doch was passiert.

  • Das Kind spürt einen Schmerz
  • Das Kind ist traurig, frustriert, weil es lange an einem Turm gebaut hat, der jetzt zerstört ist
  • Das Kind war mitten im Spiel, da wird es von Wasser nass gespritzt und erschrickt. Mag nicht nass sein
  • Das Kind fühlt sich voller Scham, unzulänglich, vorgeführt. Vielleicht hatte es auch schlecht geschlafen, eigentlich alles gewusst, aber die Situation hat es nicht ermöglicht, zu zeigen, was es kann. (Unser Schulsystem- ein Dilemma )⠀

Und was ist dann die Alternative?

Willst du wissen. Zurecht!

Sie heißt: Annehmen, da sein, erst mal nichts sagen. Das alles ist schon viel und etwas, was dir vermutlich schwer fällt .

Und dann geht’s los (mehr dazu findest du auch hier):

Was denkst du, wollte dein Kind tun? – Formuliere es.
Was denkst du,  fühlt sie/er gerade? – Formuliere es.
Was hast du selbst gesehen, erlebt? – Formuliere es.
Kannst du der Situation Worte geben, und deinem Kind dabei helfen zu verstehen? – Sag es.

All das heißt „empathisches, aktives Zuhören“, wobei „hinhören“ es meiner Ansicht nach besser trifft.
Ja, Zuhören ist das Fundament gleichwürdiger Beziehung.
Wenn wir lernen, uns zu von uns und unseren Gedanken zu lösen, dann sind wir wirklich präsent. Beim Kind. Beim Schmerz.

Und der vergeht dann von ganz allein, wenn sich das Kind wirklich verstanden fühlt.