Kommunikation
Beim Zuhören geht es um HaltungTeil 2
von Manuela
3 Tipps, wie du aktives Zuhören umsetzen kannst
Ja, aktives oder empathisches Zuhören ist in erster Linine eine Haltung dem Gesprächspartner gegenüber. Davon hab ich in Teil 1 „Zuhören – das Fundament gleichwürdiger Beziehung“ bereits berichtet.
Hier habe ich dir auch eine Konfliktsituation beschrieben, die ganz typisch ist für die Art und Weise, ‚wie‚ Eltern mit Kind(ern) und auch oft untereinander miteinander umgehen:
Dabei handelt es sich meist um:
1. Verantwortungsverschiebung
2. Schuldzuweisung
Wenn du den Konflikt noch nicht gelesen oder nicht mehr genau im Kopf hast, dann schau unbedingt mal in Teil 1 rein.
Wie kann „aktives Zuhören“ ausehen?
Wie hätten also die Eltern nun empathischer und liebevoller reagieren können, als sich der Junge mit dem Karabiner gezwickt hatte?
Ich habe dir hier 3 einfache erste Ideen aufgelistet, wie ein anderer Umgang mit der beschriebenen Situation hätte aussehen können.
1. Annehmen was gerade ist
Möchtest du am liebsten, dass dein Kind sofort aufhört zu weinen, weil du seinen Schmerz selbst schlecht ertragen kannst?
Wir haben oft gar nicht auf dem Schirm, dass es häufig beim Beenden von Ärger oder Schmerz gar nicht um unser Gegenüber (Kind, Partner, etc.) geht, sondern um uns selbst. Weil wir die Situation „wieder in den Griff kriegen“ wollen. Die Schwierigkeit für viele ist das Aushalten der Gefühle des Anderen.
Die Aufgabe wäre anzunehmen, was gerade ist.
Fühl in dich rein:
- Was macht die Situation gerade bei dir?
- Vermeidest du deinen Schmerz, oder kannst du ihn da sein lassen?
- Oder macht dich in Wahrheit etwas wütend? Wenn ja, was könnte das sein?
- Was macht das Weinen deines Kindes, die Wut des Partners mit dir? Fühlst du dich hilflos? Macht es dir die Brust eng?
Schaue hin und versuche, auch das zuzulassen. Du darfst in jeder Situation deinen eigenen Gedanken lauschen. Die Verantwortung für deine Gefühle trägst du selbst.
2. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Ich weiß, ein scheinbar „abgedroschener Satz“ – und doch korrekt.
Denn selbst wenn wir schweigen, kommunizieren wir. Die nonverbale Kommunikation macht 80% der Kommunikation überhaupt aus, daher ist sie auch so unglaublich wichtig.
Solange man redet, erfährt man nichts. (Maria von Ebner-Eschenbach)
Es kommt also nicht immer drauf an, etwas zu sagen – es kommt aber sehr wohl auf das Handeln an.
Auch hier hilft immer die Reflektion:
Wie ist es bei dir, wenn du dir weh tust? Sicher hat es dir auch schonmal gutgetan, einfach in den Arm genommen zu werden, wenn du traurig warst. Manchmal ist das alles was wir brauchen. Bei Kindern kann das ganz ähnlich sein.
Das Kind in den Arm nehmen, Knuddeln (sofern es das Kind mag) sind also Reaktionen, die helfen!
Es geht darum, voll präsent bei dem Kind zu sein und es über seinen Schmerz weinen zu lassen. Ganz individuell zu schauen, was dann weiter passiert. Beruhigt sich das Kind, oder teilt es dir etwas mit? Möchte es dann mit dir zusammen darüber sprechen, was es erlebt hat? Kannst du ihm helfen, sagen, was du gesehen hast, um das Erlebte einzuordnen?
3. Fragen stellen
Durch gezielte Fragen zeigst du deinem Kind, dass du bei ihm bist in dieser Situation und es ernst nimmst. Dabei geht es um Fragen, die mit der Situation zu tun haben und einzelne Aspekte vertiefen.
Im Beispiel mit dem Jungen, der sich verletzt hat, wären mögliche Fragen:
- „Du hast dich da geklemmt! Wie ist denn das passiert?“.
- „(Ich frag mich gerade, ob,… )Kannst du deinen Finger normal bewegen? Ist er dick? Siehst du eine Blase…? Weinst du weil es so weh tut, oder weil du dich erschreckt hast?“ Du kannst das Kind einladen, selbst zu schauen, wie der Finger aussieht und es animieren, den Finger zu bewegen.
Anhand solcher Fragen wird dem Kind deutlich, dass es gesehen und sein Schmerz verstanden wird. Es lernt, die Dinge und Gefühle zu benennen, weil die Frage als solche dazu einlädt, über den Moment und die Gefühle nachzudeken.
Es hat außerdem die Möglichkeit, das Erlebte gedanklich noch einmal Revue passieren zu lassen, zu verstehen und sich zu öffnen. Das Kind lernt, mit seinem Schmerz da zu sein, hinzuschauen und sich hindurch zu arbeiten. Eine so wertvolle Eigenschaft fürs Leben.
Laut Gordon geht es darum, die Botschaft des Kindes zu interpretieren, sie zu übersetzen und zur Bestätigung herauszugeben.
Und dann ist da noch die Sache mit der Schokolade…
Was mir noch ein wichtiges Anliegen ist: Die Sache mit der Schokolade. Du erinnerst dich:
„Wir fahren jetzt nach Hause, da gibt es dann eine Schokolade“.
Das ist keine gute Idee.
Die Schokolade hilft dem Kind nicht, über den Schmerz hinweg zu kommen. Im Gegenteil, sollte das öfter der Fall sein, wird es höchstwahrscheinlich zum Frustfresser und lernt, seine Gefühle mit Essen zu unterdrücken. Außerdem wird es trainiert wie ein pawlowscher Hund. „Wenn ich weine, bekomme ich eine Schokolade“. NO.
Es geht beim Zuhören um Empathie
Es gibt kein Patentrezept bei Kommunikation oder Gespräche, weil die situationsabhängig sind und es auf viele Aspekte der Beziehung ankommt.
Gespräche, Konflikte, Miteinander ist immer individuell, da du mit deiner Geschichte und auch deinen Triggerpunkten einzigartig bist. Es gibt aber Wege und Ideen, Techniken, die du üben und ausprobieren kannst. Wie das aktive, empathische Zuhören. Das Anwenden im Alltag ist ein Übungsprozess und fühlt sich am Anfang vielleicht fremd und ungewohnt an.
Was mir ganz wichtig ist:
- Es gibt kein Patentrezept für Beziehung und auch nicht für Kommunikation.
- Es gibt keine vorgefertigte „richtige“ Reaktion für eine Situation!
Ich möchte dir anhand von Alltagsbeispielen die Idee hinter aktivem Zuhören und gleichwürdiger Eltern-Kind-Beziehung näherbringen, so dass du deinen ganz individuellen Weg finden und gehen kannst.
Ja, es ist ein großes Üben. Es geht darum, zu forschen, was der andere fühlt, statt zu beurteilen, zu bewerten, zu verurteilen.
Es geht darum sich selbst besser kennenzulernen.
Über Sprache. Denn Sprache ist (Ver-)Bindung.
Mehr über aktives Zuhören erfährst du in meinem Vortrag am 24.Januar 2021 um 10 Uhr.