Gefühle
Umarmungen heilenvon Manuela
Eine Umarmung ist so viel mehr als nur eine Umarmung
„Was ist das?“, fragt die Freundin meiner Tochter ihre Mama, als sie beide vor meiner Schlafzimmertüre stehen und an der Tür ein Schild entdecken: Darauf abgebildet ist die chemisch Strukturformel von Oxytocin, darunter stehen die Begriffe Liebe, Kuscheln, Sex, Geborgenheit, Geburt, Glück und Umarmung.
„Es ist ein Hormon, das ausgelöst wird, wenn wir uns zum Beispiel umarmen“, sagt die Mama. Und ich ergänze sachte: „Oder auch, wenn wir uns eine innige Umarmung auch einfach nur vorstellen…“ Über Umarmungen möchte ich dir heute etwas erzählen – eben weil sie so viel mehr sind, als nur der reine Körperkontakt (besonders und auch für Kinder).
Umarmungen im Alltag: Ein persönlicher Einblick
Ich erinnere mich gut, als ich ein Zitat von Virginia Satir, einer bekannte Familientherapeutin, las, in dem sie sagte: „Wir brauchen 4 Umarmungen pro Tag zum Überleben, 8 Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen, und 12 Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen“.
Ich fragte mich ernsthaft, ob ich überhaupt auf vier Umarmungen mit meinem Mann kommen würde und wenn nicht, was uns eigentlich davon abhielt?
Umarmungen sind nämlich nicht nur einfache Gesten der Zuneigung. Sie sind Brücken zwischen Herzen, das beste Mittel zur Stressbewältigung und inniger Verbindung zu Menschen.
Etwas, was uns Kinder ganz intuitiv wissen und es daher auch oft (zurecht) einfordern.
Weil ich weiß, dass es diese Situationen gibt, in denen dein Kind zu dir kommt, umarmt werden möchte und du dir still denkst: „Oh ne, ich will erst noch dies oder jenes tun…Muss das sein?“, möchte ich dich heute einladen, diesen Gedanken ab heute freundlich zur Seite zu schieben und euch eurem gemeinsamen Oxytocin-Rausch hinzugeben.
Was passiert bei einer Umarmung?
Eine Szene, die mir besonders in Erinnerung bleibt, ist ein Moment mit meiner Tochter vor ein paar Wochen im Urlaub. Als wir nach einer gemeinsamen Zeit morgens im Pool zurück ins Haus liefen, fragte sie mich, ob wir zusammen in die Dusche gehen würden. Diese simple Frage führte ein paar Minuten später zu einer der innigsten Umarmungen, die wir je geteilt haben: Im warmen Wasser stehend, drückte sie sich nämlich fest an mich. Unsere Haut berührte sich, und wir blieben so eine oder zwei Minuten umarmend stehen. Dann hob ich sie hoch, sie legte ihren Kopf auf meine Schulter, und wir knuddelten weiter. Es war so unfassbar schön! Eine Welle des Glücks, der Geborgenheit und der Liebe schwappte über uns und es schien, als würde die Welt einen Moment stehen bleiben.
Umarmungen sind nicht nur emotional erfüllend; sie haben auch messbare physiologische Vorteile:
- Stressabbau: Der Körper senkt den Cortisolspiegel, was zu Entspannung und einem Wohlgefühl führt.
- Verlangsamte Atmung: Die Atmung wird ruhiger, was ein Zeichen von Entspannung ist.
- Oxytocin-Freisetzung: Dieses Hormon stärkt die Bindung, besonders bei Hautkontakt.
- Endorphin-Ausschüttung: Diese Glückshormone bauen Stresshormone ab.
- Dopamin-Freisetzung: Dopamin hebt die Stimmung und macht glücklich.
- Stärkere Bindungen: Regelmäßige Umarmungen fördern stärkere zwischenmenschliche Beziehungen
Menschen, die sich regelmäßig umarmen, haben ein ruhiger schlagendes Herz und niedrigere Cortisolwerte. Zudem steigert eine Umarmung die Konfliktfähigkeit, und Paare, die sich oft umarmen, schätzen sich und ihre Beziehung mehr. (A propos 4 Umarmungen mit dem eigenen Partner ;)).
Umarmungen sind, wie es Virginia Satir genau beschrieben hat, wie ein Zaubertrank für unser Wohlbefinden und Gesundheit..
Die Bedeutung der Umarmung für Kinder
Für Kinder ist Körperkontakt noch bedeutender: Studien zeigen, dass Kleinkinder, die viel Nähe und Körperkontakt erfahren, nicht nur die oben genannten Effekte erleben, sondern auch einen höheren IQ haben, seltener krank werden und stabilere familiäre Beziehungen aufbauen.
Bei Babys führt häufige Berührung sogar zu einer Gewichtszunahme; einen Effekt, den sich die Berührungstherapie zu Nutzen gemacht hat! Logisch, denn der Tastsinn ist die erste Kommunikationsform von Kindern (nicht umsonst stecken sich Babys verschiedene Dinge in den Mund und schlecken vieles ab), mit der sie Verbindungen aufzubauen versuchen.
All das sind Erkenntnisse, die in der Bindungstheorie längst verankert sind.
Wenn also dein Kind zu dir kommt und eine Umarmung sucht, dann zögere nicht, diese zu geben und vor allem erst loszulassen, wenn das Kind „vollgetankt“ ist!
Wie lange es auch sein mag, genieße es, spüre die dich durchflutende Liebe und eure Herzensverbindung!
Die wohltuende Wirkung von Umarmungen in verschiedenen Bereichen
Natürlich sind Umarmungen nicht nur auf die familiäre Beziehung beschränkt. Sie können auch in anderen Bereichen des Lebens wahre Wunder bewirken an Vertrauen, Teamgeist, Zusammenhalt, wie in der Freundschaft oder im Sport. Vielleicht erinnerst du dich sogar noch an die „Free Hugs“-Bewegung? Mir kamen die Tränen, als ich Videos dazu sah:
Menschen, die sich die Augen verbunden hatten, hielten, in öffentlichen Räumen stehend, ein Schild vor sich auf dem stand: „Ich gebe kostenfrei eine Umarmung“. Wie viele „fremde“ Menschen sich hier eine Umarmung abgeholt haben!
Wie dringend wir diese doch brauchen, um zu überleben…
Umarmungen sind kleine Akte der Liebe und des Mitgefühls, die große Wellen der positiven Veränderung in unserem Leben auslösen können. Wie Virginia Satir sagte, brauchen wir Umarmungen nicht nur, um zu überleben, sondern um zu wachsen. Das zeigt dir dein Kind jeden Tag.
Also, warum nicht heute damit anfangen und sehen, wie viel besser wir uns dadurch fühlen!