Alltag

Schon wieder - Aufräumen !

von Manuela

Wie dein Kind aufräumt – ganz ohne Streit

Aufräumen und Ordnung halten ist häufig ein Konflikt-Thema in vielen Familien.
In diesem Artikel zeige ich dir Gründe auf, warum deine Kinder nicht aufräumen und wie ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt.
Damit meine ich keine Strategien àla „Sage das und dein Kind wird immer aufräumen“. Nein, ich gehe hier in die Tiefe, damit du lernst, wie du nachhaltig das Thema Aufräumen verändern kannst.

„Hier liegt alles rum! Der ganze Boden ist voller Spielzeug!“

Kennst du diesen oder ähnliche Sätze von dir? Ich kenne sie von mir nur zu gut. Und das, obwohl gerade ICH es doch besser wissen sollte!
Das Positive daran: Mir fällt auf, mit welchen Worten und Verallgemeinerungen („der ganze Sofa ist immer belegt“) ich hier um mich werfe. Meistens denke ich mir noch währenddessen: „Och nee, Manuela, echt nicht…!“

Denn ich weiß grundsätzlich, was hinter meinen Worten steckt und woher sie kommen.
Der Schlüssel ist das „erzieherische Verhalten“, das die meisten von uns verinnerlicht haben. Der Weg dort hinaus ist ein Prozess.

Vielleicht denkst du: „Na klar, man muss doch seine Kinder erziehen. Die müssen das doch lernen, wie man aufräumt“.

Aber genau das ist der Punkt. Wir müssen unsere Kinder nicht „er-ziehen“. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Lass es mich erklären:

Du möchtest, dass dein Kind aufräumt, oder, je nach Alter, mehr im Haushalt mithilft. Irgendwie scheint das nicht zu funktionieren.
Du stellst dir vielleicht die Frage:

„Wie bringe ich mein Kind dazu, mir zu helfen/zu tun was ich sage“.

Das bedeutet, du willst dein Kind zu etwas bringen.
Die nachhaltigere Variante wäre: „Wie kann ich diesen Konflikt lösen?“. Und zwar ganz gewaltfrei – das bedeutet ohne erzieherische Methoden, die bewirken sollen, dass dein Kind Dinge so tut und sich so verhält, wie du es willst.

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Hier kannst du dir mein Q&A Live zu diesem Thema ansehen.

Was sind „erzieherische Methoden“?

Dazu gehören Belohnung und Bestrafung. Räumt dein Kind bei euch zu Hause auf, weil es Angst hat sonst bestraft zu werden? Räumt dein Kind auf, weil es eine Belohnung bekommt? In beiden Fällen räumt dein Kind nicht auf, weil es verstanden hat, worum es dir geht. Sondern es beugt sich deinem Willen um etwas zu bekommen (Belohnung) oder etwas zu entgehen (Bestrafung). Wenn du genauer darüber nachdenkst merkst du vielleicht schon, dass das keine nachhaltigen Lösungen sind. Im Gegenteil.

Wahrscheinlich werdet ihr den immer gleichen Konflikt übers Aufräumen haben und du musst immer einfallsreicher werden was Belohnungen und Strafen angeht.
Deshalb wollen wir weg von dieser Idee der erzieherischen Methoden. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, hat es etwas mit Gewalt zu tun.

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Erziehung und Gewalt

Erziehung hat das Prinzip und die Idee, dass ich den anderen zu etwas mache. Ich bringe meinem Kind etwas bei, das es noch nicht kann. Ich bringe mein Kind dazu etwas zu tun, dass sich in meinen Augen so gehört.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Du denkst dein Kind sei „noch nicht fertig“, oder „nicht gut genug“. Du musst etwas tun, damit dein Kind sich soundso entwickelt.
Mit diesen Gedanken machst du dein Kind (unbewusst) zum Objekt. Es soll die Dinge so machen, wie sie in deinem Wertebild richtig sind.
Die meisten von uns sind ähnlich erzogen und so groß geworden. Was allerdings durch dieses Denken im späteren Erwachsenenalter entstehen kann ist der Gedanke, bzw. der Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug“.
Kommt dir das vielleicht bekannt vor?

Wie kannst du dich aus diesem Prozess lösen und was hat das mit dem Thema Aufräumen zu tun?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten solche Konflikte zu lösen.
Einer der wichtigen Schritt ist es, zu hinterfragen warum du die Situation aus deinem aktuellen Blickwinkel betrachtest.

  • gFrage dich: Welche Idee von Erziehung habe ich?

Denk‘ mal darüber nach, ob du das Gefühl hast deinem Kind alles Mögliche beibringen zu müssen und ob es sich nach deinen Wünschen verhalten soll. Falls das so ist: Keine Sorge!
Solange du dich darin erkennst, kannst du daran arbeiten und lernen, dein Kind mit anderen Augen zu sehen.

In meinem Mentoring-Programm„Gemeinsam wachsen: Von der Wut zur respekt- und liebevollen Eltern-Kind-Kommunikation“ ist genau das das Ziel. Hier geht es darum, deine Haltung und damit den Blickwinkel auf dein Kind zu verändern. Weg von den (wissenschaftlich manigfaltig widerlegten) Erziehungsmethoden und hin zu einem gleichwürdigen Miteinader.

 

Frage dich außerdem

  • Wie gehen wir in der Regel mit solchen Konflikten um?

Am häufigsten handeln wir wohl autoritär mit Macht. Das heißt, ich nutze/missbrauche meine Macht, um mein Kind durch erzieherische Methoden (wie Belohnung und Bestrafung) zu etwas zu bringen.
Ein Beispiel (und recht typisches Alltagstalkdont):

„Wenn du jetzt nicht dein Zimmer aufräumst, kannst du nachher nicht zu deinem Freund“.

Mit Aussagen wie diesen, bestrafen wir unsere Kinder. Noch dazu ganz zusammenhangslos. Das Aufräumen hat nichts mit dem Besuch bei einem Freund zu tun.

Gehören wir nicht zu den autoritären Eltern, rutschen wir häufig ins andere Extrem:

„Mach doch was du willst! Dann helf‘ ich dir halt auch nicht mehr…!“.

In solchen Fällen, ist es meist unser eigenes trotziges inneres Kind, das da spricht. Worte wie diese können Schuldgefühle bei deinem Kind auslösen und bringen dich deinem Ziel nicht näher.

Im Gegenteil. Entweder dein Kind macht wirklich, was es will, oder es handelt nach deinem Willen aus Schuldgefühl.
Was wir im Gegensatz zu diesen beiden Methoden brauchen ist, dass ihr als Familie an einem Strang zieht. Denn eines ist sicher: Diese oben beschriebenen Wege fördern keine respektvolle Beziehung zwischen dir und deinem Kind.

Respekt entsteht

  • durch Rücksicht aufeinander und Berücksichtung von Bedürfnissen aller: ich also respektvoll mit dem anderen umgehe
  • wenn ich mich persönlich als Mensch mit meinen Werten zeige
  • wenn ich Verantwortung für meine Entscheidungen trage. Ganz allein.
  • und indem wir unser Kind so annehmen und akzeptieren, wie es ist.

Beim Thema Aufräumen und Haushalt (egal in welchem Alter) ist die Grundsatzfrage: Wer hat gerade das Problem?

Ich zeig es dir an einem Beispiel: Stell dir vor, im ganzen Haus verteilt liegen Sachen deiner Kinder. Spielzeug, Klamotten, Kleinteile. Das stört dich. Deine Kinder stört es höchstwahrscheinlich nicht. Dass es dich stört, ist also dein Problem, nicht das deiner Kinder. Wahrscheinlich willst du, dass es ordentlich ist?
Hinterfrage und definiere immer genau, bei wem das Problem liegt und was genau das Problem ist.

Tipp Nummer

  • Frage dich: Geht es mir darum, dass das Kind mithilft, damit es „das lernt“?  

Dann steckt höchstwahrscheinlich ein Glaubenssatz dahinter („mein Kind muss das Lernen“, „ich muss meinem Kind beibringen dieses oder jenes zu können“).

Ist dieser Glaubenssatz vielleicht in deiner Kindheit entstanden, da du aufräumen musstest?
Ein Blick in die Vergangenheit kann sehr wertvoll sein. Es ist nicht leicht, sich selbst so intensiv zu reflektieren und daran zu arbeiten. Aber nur, wenn du deine Motive hinter deinem Bedürfnis kennst, kannst du entscheiden, ob das heute noch für dich gültig ist.
Also frag‘ dich mal:

  • Wie ging es dir als Kind, wenn du nicht aufräumen wolltest?
  • Wie sind deine Eltern dann mit dir umgegangen?
  • Was hat das damals in dir ausgelöst?
  • Fällt es dir unterbewusst schwer, dass es dein Kind heute „besser“ hat, als du damals?
  • Hättest du gerne selbst entschieden, wann du aufräumst?
  • Hast du damals nur aufgeräumt, weil du Angst vor Liebesentzug hattest?

Tipp Nummer 3

Definiere dein Bedürfnis. Was steckt dahinter?

  • Wünschst du dir Ordnung?
  • Wertschätzung für deine Arbeit?
  • Oder brauchst du generell Hilfe (im Haushalt)?
  • Geht es um Gleichberechtigung bei Aufgaben zu Hause? (Stichwort #CareArbeit)
  • Oder glaubst du, eine gewisse Erwartung erfüllen zu müssen?
  • Ich weiß, es kann weh tun da hin zu sehen. Aus der Erfahrung während meiner Coachings sind die Mamas aber meist froh, wenn sie ihre Muster aus der Kindheit als solche erkennen und loslassen können.

Was ist denn nun die Lösung, wenn mein Kind nicht aufräumen will?

Wie du weißt, bin ich nicht nur Sprachwissenschaftlerin sondern auch im Speziellen Vertreterin der gewaltfreien Kommunikation.
Gewaltfrei bedeutet nicht unbedingt, einen Kompromiss finden zu müssen. Es bedeutet auch nicht, dass du dich durchsetzen sollst, oder deinem Kind die Macht übergibst (das erzeugt nur innerlich noch mehr Wut auf dein Kind).
Nein, die Strategie die euch ans Ziel bringt ist so einfach wie schwierig:
Suche gemeinsam mit deiner Familie nach einer Lösung. Bestenfalls nach einer kreativen win-win-Lösung. Das könnt ihr so schaffen:

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Schritt 1 Reflektion

Der wahrscheinlich schwierigste Schritt:
Was sind deine Glaubenssätze? Was denkst du, warum du dieses oder jenes brauchst? Was brauchst du eigentlich in Wahrheit? Erst wenn du deine eigenen Triggerpunkte kennst, kannst du darüber kommunizieren und eine Lösung finden.


Schritt 2 Gemeinsam Lösungen finden

Ruft Familienkonferenzen ins Leben:
Setzt euch alle zusammen  an einen Tisch.
Besprecht gemeinsam: Was ist das Problem? Welche Lösungen kann es geben? Hierbei ist es wichtig, keine Schuldzuweisungen zu äußern!

Lasst die älteren Kinder mitdenken.
Schreibt die Ideen von allen Beteiligten auf, ohne zu bewerten.
Erst wenn alle Ideen da sind, geht ihr sie gemeinsam durch und könnt sie bewerten.
Besprecht und findet Lösungen, die für alle okay sind und die für euch als Familie passen.

Hierbei ist wichtig: Es gibt kein MAN MUSS. Vergleiche deine Kinder oder deine Familie nicht mit anderen. Ihr seid als Familie ein eigenes System, mit eigenen individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten.

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Warum Familienkonferenzen?

Dein Kind lernt, dass es gesehen und ernst genommen wird.  Dass es eine Meinung haben darf und diese angehört wird. Das vermittelt deinem Kind, dass du es respektierst. Es lernt, für sich zu sprechen und seine Meinung zu vertreten. Und gleichzeitig signalisierst du, dass dein Thema und deine Bedürfnisse ebenso wichtig sind! Du bist ein Vorbild. All diese Qualitäten können ihm auch im späteren Leben weiterhelfen. Und mal ehrlich, das ist doch besser, als ein Kind, dass aus Angst oder Schuldgefühl handelt?
Kinder wollen helfen. Es liegt in ihrer Natur, dass sie Teil der Gemeinschaft sein wollen.

So könnt ihr gemeinsam Lösungen entwickeln und euch ausprobieren. Wichtig ist, dass diese Lösungen immer noch angepasst werden können. Nichts ist in Stein gemeißelt. Auch das kannst du deinem Kind mit auf den Weg geben. 

Durch die Familienkonferenz habt ihr einen Raum geschaffen, wo jeder zu Wort kommt und seine Ideen einbringen kann.

Ein Beispiel zum Thema aufräumen aus meinem Alltag:

Meine Kinder ziehen sich gerne 20 Mal am Tag um. Sie können aber ihre Klamotten noch nicht falten und zurück in den Schrank legen. Demnach lagen überall Klamotten herum („der ganze Boden ist voll“, du erinnerst dich…) und über den Tag wurden es immer mehr.

Wir haben dann zuerst vereinbart, dass keine Kleidung mehr auf dem Boden liegt.

Und meine Kinder wurden sehr kreativ: Da liegt gebrauchte (auch Unter-)Wäsche plötzlich auf dem Tisch, der Heizung oder im Waschbecken.
Da hängen auch gern mal Strümpfe am Kleiderhaken:

Hose am Handtuchhaken
Kiste voller Klamotten

Aktuell handhaben wir es so, dass Kleidung, die sie ausziehen, in eine bestimmte Kiste im Kinderzimmer kommt. Somit hat sie ihren festen Platz, meine Kinder können das umsetzen und es fliegt nicht mehr „alles im Haus herum“. Wie gesagt, solche Ideen dürfen reifen und wachsen.

Was kann dein Kind?

Wichtig ist, behalte immer im Blick, wo dein Kind in seiner Entwicklung steht. Ich kann von Kleinkindern nicht erwarten Kleidung zusammen zu legen. Passe die Lösungen an den Stand deines Kindes an und bleibe realistisch.

Fazit zum Thema Aufräumen im Familienalltag

Deine größte Aufgabe ist nicht, dein Kind zu etwas zu bringen.
Deine größte Aufgabe ist, erstmal innezuhalten und zu schauen, was dich bewegt. Wenn du hier eine Hilfestellung brauchst, dann lade dir gleich mal in meine 33 Alternativen statt zu schreien und zu schimpfen herunter und hänge sie dir an den Kühlschrank. 

Dann fühl mal in dich rein, ob „Wertschätzung“ generell ein Thema sein könnte? Wir Frauen stecken da in einer besonderen Rolle mit großen Erwartungen an uns.
Da sind faktisch all die To-Do‘s, die du im Blick hast: Kleidung, Wäsche, Einkäufe, Versicherungen, Geschenke, der Verkauf der alten Klamotten, der Rückruf bei der Freundin, die Bewerbung beim neuen Arbeitgeber, die Vorbereitung auf’s Bewerbungsgespräch, der Elterngeldantrag, der Wechsel zum anderen Steuerberater, der nächste U-Termin und ach ja, Kleinkram wie der Salzstreuer und der Klarspüler, die auf- und nachgefüllt werden wollen…

Du weißt, wovon ich rede. Wenn wir das Gefühl haben, alles lastet auf unseren Schultern, dann wünschen wir uns häufig einfach nur Wertschätzung von außen.

Ich möchte dich hiermit auch nochmal daran erinnern, unsere Kinder sind nicht da, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Es liegt an dir, dich glücklich zu machen. Nicht an irgendjemandem im außen.
Ich versichere dir, auch ich bin nicht frei von solchen Gedanken. Ich möchte auch gesehen und gehört werden. In solchen Momenten versuche ich mich zu fragen: „Was kann ich machen, um mir selbst die Wertschätzung zu geben und stolz zu sein auf das was ich tue?“. Das ist ein Weg und ein Prozess, aber es lohnt sich.

Der Schlüssel und die Antwort liegt also in dir.
Wenn du mehr Infos möchtest, dann schau gerne auf Instagram vorbei und folge mir unter @sprachzeichen. Hast du dich in dem Artikel wiedergefunden und wünschst dir Begleitung dabei, neue Wege mit deiner Familie zu gehen, dann ist mein Coaching vielleicht genau das richtige für dich. Wir arbeiten gemeinsam über mehrere Wochen an genau den Punkten, an denen du dir Hilfe und Begleitung wünschst. Alle Infos dazu findest hier. Du hast noch Fragen, oder bist dir unsicher? Dann mach doch einfach einen Kennenlerntermin aus.
Ich freu mich auf dich!