#Alltagstalkdonts

Sprache ist Bindung

von Manuela

Warum hast du das gemacht?

Mein Mann schaut geknickt. Es ist doch schon 22.30Uhr. Wir sind gerade erst eingezogen, schrammenfrei.

Ich hatte spontan nachts entschlossen den Spiegel, der tagsüber beinahe auf eines unserer Kinder gefallen wäre, in den ersten Stock zu tragenIhn in Sicherheit zu bringen.

Dotz. Ich mache eine fette Schramme rein.
„Oh nein!!!“ Warum???

Warum hab ich jetzt, nachts, müde und abgeschlagen, ausgerechnet jetzt diesen Spiegel wegbringen wollen?
Warum?

Mein Mann ist im Keller, kommt die Treppe hoch.
„Ich hab da grad ne fette Schramme in die Decke gemacht…“

Mein Mann ist sichtlich traurig. Ich erzähle ihm, dass ich seinen Schmerz sehr wohl fühle („die viele Arbeit“ und „den Umzug ohne Schramme überlebt, aber jetzt…“). ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Ich hatte doch gute Absichten. Keineswegs wollte ich mit Absicht eine Schramme in die Decke machen. Ich wollte doch nur…

Die Warum-Frage im Perspektivenwechsel

Wie hättest du wohl reagiert, wenn eines deiner Kinder „so spät abends noch“, müde und abgeschlagen,
irgendwo eine Schramme rein gemacht hätte?

Aufgrund unserer eigenen Erfahrung / Erziehung tendieren wir dazu, bei unseren Kindern „anders“ zu reagieren, als wenn wir in derselben Situationen einen Erwachsenen vor uns hätten.

Wir wahren das Gesicht des Erwachsenen (die Linguisten sprechen von face threatening acts), gehen achtsam und respektvoll mit ihm um.Beim Kind nicht (unbedingt). Unfair, oder? Finde ich auch.

Deshalb finde ich es wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Oft mal die Perspektive zu wechseln („würde ich das auch zu meinem Partner so sagen?“).

Was du über Warum-Fragen wissen solltest

  • Warum-Fragen sind rhetorische Fragen. Entweder kennst du die Antwort bereits ODER du weißt, dass du keine echte Antwort bekommen wirst.
    Das ist dann der Fall, wenn sich zum Beispiel dein Kind auf eine bestimmte, für dich nicht aushaltbare Art und Weise „verhalten“ hat.
  • Die Frage an sich ist dann ein Urteil, die übersetzt heißt: „Mir gefällt das nicht. Ich mag das nicht.“
    „Warum hast du deinen Bruder geschlagen?“
    „Warum hast du das gemacht?“
  • Sie ist in die Vergangenheit gerichtet und hilft nicht darin Lösungen zu finden. Besonders unpraktisch, wenn Kinder in einer Gefühlwelle sind. Wenn wir sie in ihrer Trauer oder Wut fragen:
    „Warum weinst du?“
    „Warum bist du so wütend?“
    Kinder sind dann hilflos und finden keine Antwort. Manchmal wissen sie gar nicht, warum  genau. Sie fühlen einfach einen Schmerz, eine Wut, die sie überkommt.

Was du tun kannst?
Erstmal atmen. Durchatmen.
Dich erinnern, dass der andere die beste Absichten hatte.
Und mit der Frage „wie“ konkret nach Lösungen suchen.

Und doch…

… fällt es dir manchmal so verdammt schwer, die Wut deines Kindes auszuhalten. Zu begleiten. Vielleicht hilft dir dann dieser 6-Schritte-Fahrplan, damit du nicht selbst an die Decke gehst. Gleich kostenfrei holen, ausdrucken, aufhängen!