Podcast #4 – Mein Kind hört einfach nicht. Was kann ich machen?

Ich bin mir sicher, jede Mama, bzw. ihre Bitte, wurde schonmal von ihrem Kind ignoriert. Besonders, wenn wir Dinge verbieten oder etwas nicht möchten, machen Kinder manchmal „trotzdem“ weiter.
Dafür gibt es Gründe und ich kann dir versichern: Dein Kind handelt nie mit böser Absicht, oder um dich zu ärgern.
In dieser Epsiode erfährst du am Beispiel von Mareike, was dahinter stecken kann, wenn dein Kind deine Bitten ignoriert, einfach „nicht hört“ und wie du dich verhalten kannst.

„Q“ der Teilnehmerin aus Gemeinsam wachsen

Mareike: Hallo Manuela, ich habe eine Frage im Umgang mit Elias. Ende Juli wird er 4 Jahre alt. Momentan ist die Kommunikation schwer mit ihm. Wir erklären ihm immer etwas, was er nicht machen soll und er macht trotzdem weiter. Es gibt einige Beispiele dazu.

Heute früh spielte er an unserer Kaffeemaschine, die neu ist. Wir haben ihm erklärt, dass wir alles erst mal aufbauen müssen und selber gucken, wie es funktioniert. Dann darf er mal mithelfen und einen Kaffee machen. Aber er ignoriert es und macht trotzdem weiter.

Oder gestern. Da waren wir draußen bei den Babykatzen Baby Katzen auf dem Hof. Er ist ganz begeistert und verliebt in die Katzen und will sie die ganze Zeit herumtragen. Wir haben auch hier erklärt, warum er sie nicht die ganze Zeit tragen soll. Aber er hat es wieder ignoriert. Das macht mich/uns oft sehr wütend. Am Ende werde ich dann doch laut und reagiere so, wie ich es eigentlich gar nicht will. Hast du Tipps für mich?

„A“ von Manuela

Manuela: Ja, Mareike, habe ich. Also es ist so. Die Kinder haben nur Positives im Sinn. Sie machen das, weil sie eine positive Intention haben. Aus keinem anderen Grund. Die Frage ist also, welchen positiven Gedanken hatte Elias, als er, wir fangen mal bei der Kaffeemaschine an, mit der Kaffeemaschine spielte?

  • Vielleicht wollte er erforschen, wie es geht.
  • Vielleicht wollte er mithelfen beim Aufbauen.
  • Vielleicht wollte er einfach nur Zeit haben, jedes einzelne Detail genau unter die Lupe zu nehmen.
  • Vielleicht hat er sich gedacht Was ist denn das für ein komisches Metall und was ist das für ein Knopf? Und überhaupt?

Im Prinzip ist das sehr ähnlich zu uns Erwachsenen, wenn wir eine Kaffeemaschine haben, die neu ist und wir ganz begeistert davon sind, wie die funktioniert. Und wir packen es dann gleich aus und wollen unbedingt wissen, wie es klappt und die dann gleich zusammenbauen und den ersten Kaffee genießen. Die Intention ist die gleiche. Im Prinzip haben wir beide, das heißt die Erwachsenen als auch die Kinder eben da eine positive Absicht und sind neugierig und freuen uns auf das, was da kommt.

Er macht grade wahnsinnige Entwicklungssprünge. Zwischen vier und fünf Jahren, da verändert sich das Denkvermögen. Stichwort ist da die Theory of Mind. Also dass im Prinzip meine Annahmen, die ich habe, nicht mit den Annahmen von dir übereinstimmen und dass es da auch durch ein Informationsdefizit zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann.

Was wäre, neu gedacht, wenn er einfach mal erforschen könnte? Oder wenn ihr mit ihm erforscht? Wenn ihr euch die Zeit nehmt von eurer Intention, nämlich die Kaffeemaschine jetzt sofort aufzubauen und selbst zu genießen, nämlich euer Bedürfnis als Erstes zu erfüllen, mit ihm entweder teilt oder eben auf sein Bedürfnis mit einsteigt und zusammen erforscht, was die Kaffeemaschine da alles macht. Wir reagieren ja immer aus zwei Gründen. Wir reagieren und handeln entweder aus Liebe und wir reagieren oder handeln aus Angst. Was wäre denn die Angst? Also hattet ihr Angst, dass er, wenn er da dran rumspielt, was kaputt macht?

Aus Liebe reagieren wäre vermutlich der Weg zu sagen: „Komm, wir holen uns echt eine Lupe und wir schauen uns die Sachen alle genau an und wir klopfen mal ganz vorsichtig an der einen Seite und klopfen mal an der anderen Seite.“ Also wirklich den Entdecker aus euch herauskommen zu lassen und mit ihm zu entdecken. Ich könnte mir vorstellen, dass er Freude daran gehabt hätte. Und nachdem Kinder nicht so lange mit einer Tätigkeit beschäftigt sind, wäre wahrscheinlich auch das Interesse an der Kaffeemaschine möglicherweise wieder schnell vergangen.

Bei der Szene mit den Baby Katzen auf dem Hof ist es sehr ähnlich, hat aber eine andere Wertigkeit. Denn Baby Katzen sind Lebewesen und dadurch, dass kleine Kinder eben noch keine Vorstellung haben, dass ein anderer Schmerzen hat, wenn ich ihn haue, oder es der Katze irgendwie nicht so guttut, wenn wir sie auf eine bestimmte Art und Weise nehmen, braucht es da viel mehr Verantwortung für dieses andere Lebewesen und natürlich auch viel mehr Begleitung für das Kind, um das zu lernen.

Sagt ihm bitte, was er tun kann. Kinder können kein „Nein“ verstehen, kein „nicht“ verstehen. Das ist die Negativ-Sprache, die ist im Gehirn einfach wahnsinnig schwierig zu erbauen und zu konstruieren. Deutlicher und klarer ist es für Kinder immer, wenn sie in einer Ja-Umgebung sind. Das heißt, wenn sie nicht nur mit Ja umgeben sind, sondern tatsächlich auch in einer Ja-Sprache umgeben sind. 

Also was kann er tun mit den Babykatzen? Zeigt ihm, wie er das Baby, die Babykatze halten kann und zeigt ihm, wann die Babykatze wieder zur Mama zurück möchte und leitet ihn da konkret an.

Wenn du schreibst er hat eure Bitte und eure Erklärungen ignoriert, dann kommst ja dann in einen sogenannten Eltern-Kind-Konflikt rein. Du möchtest etwas und er möchte etwas. Die Konfliktlösung ist dann immer die, dass du dich äußerst, und zwar mit dem, was dir wichtig ist. Das heißt, du sagst, was du gerade spürst. Du sagst, was dein Bedürfnis ist, in Kindersprache und du stellst konkret die Bitte.

Wenn das nicht funktioniert, also du diese Schritte gegangen bist, dass er dich auch wirklich versteht, dass er wirklich weiß „Ach so, die Mama, die ist jetzt gerade schon total aufgeregt, wenn sie sieht, wie ich die Babykatze durch den Raum trage, weil es ihr wichtig ist, dass die Babykatze immer bei der Mama ist. Und wenn ich dich jetzt allein durch den Raum trage oder im Hof rumtrage, ist sie ja gar nicht bei der Mama“, dass er das verstehen kann. In Kindersprache.

Wenn das gar nicht geht, dann kannst du natürlich auch eine Grenze setzen, bzw. eine Grenze wahren. Ich bin jemand, der so ein bisschen kritisch mit der Grenze setzen ist. Dass du es deutlich machst und sagst: So kann es nicht gehen. Das ist für mich keine Lösung. „Das Baby, die Katze muss jetzt wieder zur Mama.“ Das kann so weit gehen, dass es im Prinzip eine natürliche Konsequenz erlernt. Nämlich, dass die Babykatzen gar nicht mehr getragen werden dürfen, dass er sie anschauen kann, aber dass die jetzt immer bei der Mama bleiben müssen.

Ja, das er merkt „Okay, das ist ja irgendwie nix.“ Es ist keine Bestrafung, sondern ist tatsächlich ein verantwortungsvoller Umgang mit Leben. Ich kann nicht einfach dann Tiere nehmen und sie tragen und durcheinander wurschteln und zuschauen als Mama. Das widerspricht wahrscheinlich auch deinem Wert von Leben. Deswegen ist es einfach noch mal eine andere Hausnummer als die Kaffeemaschine.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden