Podcast #85 – “Was hast du gehört?” Das Vier-Ohren-Modell im Familienalltag
Irgendjemand sagt etwas zu dir und du bekommst es (wortwörtlich) “in den falschen Hals” ? Aus dem Nichts heraus entsteht ein Missverständnis, weil du auf das Gehörte reagierst, wie du eben reagierst: angespannt, mit Wut, frustriert. Aber vielleicht war es gar nicht so gemeint?
Ich möchte dich heute auf eine kleine Reise nehme darüber, wie Kommunikation funktioniert, welche Arten von Mitteilungen es in Gesprächen gibt und dir hier konkret Einblicke geben in das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Denn je mehr Verständnis du von der Funktionsweise von Gesprächen hast, umso mehr verbessern sich deine Beziehungen!
Hör hier direkt rein:
Kommunikation ist ein Reiz-Reaktions-System
Was tun wir eigentlich, wenn wir sprechen?
Im Grunde ist es so erstmal einfach: mindestens zwei Menschen tauschen sich Laute aus mit denen sie etwas über ihre Welt mitteilen. Wir sagen und hören also etwas, nehmen etwas auf und wahr und geben dem Gehörten eine BEDEUTUNG.
Die Be-deutung selbst jedoch können wir nicht hören. Sie voziert ein Bild, nämlich den Vorgang des Deutens oder Zeigens, der genau auf das Immaterielle hinweist, was es ist: nämlich einem Gedankenprozess.
In Gesprächen gehen wir davon aus und hoffen wir, dass sowohl Sprecher als auch Hörer dem Gesagten dieselbe Be-Deutung geben. Doch das wäre ja zu einfach.
Das Werkzeug Sprache und die Kommunikation sind so viel komplexer!
Von der Mitteilung und der Meta-Mitteilung
Rein auf Sachebene teilen wir etwas mit, nämlich Informationen.
Der Satz „Der Saft ist leer“ gibt die Information, dass der Saft (aka die Saftflasche) leer ist. Die Botschaft oder Mitteilung ist also die Information, die in der Wortbedeutungen steckt und vom Hörer aufgenommen wird. In Gespräche wird aber so viel mehr gesagt.
Äußerungen sind eben nicht nur die Produktion von Lautensequenzen mit denen der Sprecher dem Hörer etwas ganz objektiv über seine Welt mitteilt, es geht hier auch über Mitteilungen
-
über unsere Beziehungen
-
über den Sprecher selbst
-
den emotionalen Zustand
- die Intention des Gesagten.
Das sind die Metamitteilung, auf die wir in der Kommunikation reagieren.
Es ist die Art und Weise wie wir Worte und Äußerungen aussprechen, wie laut, wie schnell, welche Intonation, ob wir flirten, begeistern, unglücklich sind (all das legt sich in unsere Stimme) – all das schwingt neben der Sachebene mit.
All dem geben Sprecher und Hörer eine unausgesprochene Be-Deutung, die sich der Hörer aus der Sprechweise und der Körpersprache des Gegenübers und aus unserer eigenen Assoziazion und aus seinem Erfahrungsschatz im Kontakt mit Menschen ableitet.
Das Vier-Ohren-Modell
Das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun zeigt hier so verständlich auf, auf welchen Mitteilungebene wir sprechen und hören können, woraus deutlich wird, wie leicht Missverständnisse entstehen und wie wir diese letztendlich auch durch aktives Zuhören bereits vorweg nehmen können.
Dabei sind die vier (Mitteilungs-)Ebenen des Senders
- Sachebene: Worüber ich dich informiere.
- Beziehungsebene: Wie wir zueinander stehen
- Selbstmitteilungseben: Was ich von mir selbst halte, was ich fühle, was meine Werte sind, was meine Bedürfnisse sind
- Appellebene: Wozu ich dich veranlassen möchte.
Und analog dazu die vier Ohren des Empfängers:
- Sach-Ohr: Wie ist die Sache für mich zu verstehen?
- Beziehungs-Ohr: Wie redet die/der mit mir? Wie sieht er/sie mich eigentlich?
- Selbstmitteilungs-Ohr: Was ist mit ihm/ihr los? In welchem Zustand ist er/sie gerade?
- Appell-Ohr: Was soll ich aufgrund der Aussage nun konkret tun, fühlen, denken?
Wenn es also zu Konflikte kommt auf etwas, was jemand gesagt hat, ist zu prüfen:
- Was habe ich gerade gehört?
- Was wurde wirklich gesagt?
- Und was war die Intention des Sprechers?
Mit Reframing Gespräche und Beziehung zum Positiven verändern
Das wirkungsvollstes Mittel, um Gespräche und Beziehung zum Positiven zu verändern, besteht darin, der Situation einen neuen Rahmen zu geben. Das geht
- durch neue Art des Redens selbst, z.B. “Ich will keine Ratschläge mehr geben, dafür mehr Mitgefühl zeigen”
- durch eine Neuinterpretation des Gesagten
Sobald ich also auf einem „bestimmten Ohr höre“ und unsicher bin, ob ich hier meiner Interpretation trauen kann, ist der Weg der achtsamen Kommunikation der, dass ich meine Gedanken auf Wahrheit prüfe in dem ich eine Rückfrage an den Sprecher stelle.
Wie das genau geht bezogen auf das Vier-Ohren-Modell, das erfährst du im Podcast.
Wenn du wissen willst, wie du wirklich „Aktiv Zuhören“ kannst, um mehr Mitgefühl, Vertrauen und Verständnis in deiner Beziehungen aufzubauen, dann schau dir hier meinen Vortrag „Wirklich zuhören“ an.
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